Folgende Warnungen sind aufgetreten:
Warning [2] unserialize(): Error at offset 2711 of 2829 bytes - Line: 2627 - File: inc/functions.php PHP 8.3.4 (Linux)
File Line Function
/inc/class_error.php 153 errorHandler->error
[PHP] errorHandler->error_callback
/inc/functions.php 2627 unserialize
/inc/class_datacache.php 138 native_unserialize
/inc/init.php 182 datacache->cache
/global.php 20 require_once
/showthread.php 28 require_once
Warning [2] unserialize(): Error at offset 1195 of 1968 bytes - Line: 2627 - File: inc/functions.php PHP 8.3.4 (Linux)
File Line Function
/inc/class_error.php 153 errorHandler->error
[PHP] errorHandler->error_callback
/inc/functions.php 2627 unserialize
/inc/class_datacache.php 138 native_unserialize
/inc/init.php 182 datacache->cache
/global.php 20 require_once
/showthread.php 28 require_once




Themabewertung:
  • 0 Bewertung(en) - 0 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Golden Sun- Die Reise des Saturos- Eine Vorgeschichte
#1
So, erst einmal möchte ich sagen, dass es mich Überwindung gekostet hat, diese FF zu schreiben, da mein Talent, Geschichten zu schreiben, gegen null läuft. Dennoch werde ich mal eine Geschichte hier posten und wünsche mir sehr viele Meinungen, Kritiken und Verbesserungsvorschläge. Letzlich hat es mir doch ein bisschen Spaß gemacht und ich hoffe, es gefällt dem ein oder anderen. So,nun aber los. Ach ja, es geht um die Reise von Saturos, bevor er den großen Sturm auslöst. Sehr viel(eigentlich alles) ist ausgedacht und ich hoffe, es ist nicht zu utopisch. So,nun aber der Text:

Prolog

Prox- ein kleines Dorf im hohen Norden, umgeben von Bergketten voller Eis und Schnee, abgeschottet von der Außenwelt. Zwischen Flüssen, die längst keine mehr waren, und eisigen Steppen ohne jegliche Zivilisation. Steppen von unendlichen Weiten. Unweit eines Relikts aus uralten Zeiten, von den Göttern selbst erschaffen: dem Leuchtturm des Mars. Früher hatten sie Handel betrieben bis nach Osenia und Indra, über die gesamte östliche See, sogar mit Lemuria. Nahrung, Teppiche, Keramik, Gewürze; alles hatten sie gehandelt, waren eine führende Nation gewesen. Doch längst ist dies der Ruhm vergangener Tage, fast schon Stoff von Legenden über Männer, die unter Einsatz ihres Lebens das Überleben des kleinen Dorfes sicherten. Heute ist fast nichts mehr davon zu sehen, die Proxianer leben zurückgezogen und unter sich und kaum einer kennt sie heute noch als führende Handelsnation, geschweige denn überhaupt noch als Nation.
Der Abgrund kam mit jedem Tag näher und ihnen blieb nicht viel Zeit. Alle warteten nur darauf, das der Vorstand etwas tat, irgendeine Maßnahme ergriff, ein Lichtblick in diesen dunklen Tagen. Doch es regte sich nichts, alles wurde in einen Mantel des Schweigens gehüllt. Vor den Bewohnern, der Welt und vor sich selbst. Keiner wollte es wahrhaben, und doch wussten sie es. Einer musste das Siegel der Alchemie aufbrechen, um den Fortbestand des Dorfes zu sichern. Denn das war nur der Anfang.

,, Es muss etwas geschehen.’’ Puelle hieb mit der Faust auf den Tisch. Sein Gesicht war hochrot. Der Älteste schaute ihn stumm an, ohne eine Regung zu zeigen. Puelle wurde nur noch wütender.
,, Ihr könnt nicht ernsthaft wollen, das wir alle hier zur Hölle fahren.’’ Auf seiner Stirn bildeten sich Schweißperlen, trotz der eisigen Kälte. Sein Umhang flatterte und sein Atem ging stoßweise. Draußen schien das Mondlicht hell durch die spärlichen Vorhänge.
,, Ich habe dir schon oft gesagt, Puelle, dass mir die Hände gebunden sind. Wer würde denn einen so waghalsigen Auftrag annehmen? Um die halbe Welt zu reisen, das Heiligtum ausrauben nur um so ein kleines Dorf, wie unseres es ist, zu retten. Nein, das kann ich nicht verantworten.’’
,, Es geht hier nicht nur um das Dorf, irgendwann trifft es auch den Rest der Welt.’’
,, Der Rest der Welt interessiert sich nicht für uns, folglich tun wir es auch nicht für
sie.’’
,, Ihr seid egoistisch.’’
,, Nein, nur realistisch.’’
,, Ist euch eigentlich alles gleichgültig?’’, schrie er.
,, Ich bin nicht gleichgültig, nur realistisch.’’
,, Das sagtet ihr bereits.’’
,, Dann müsstest du ja auch wissen, dass ich recht habe.’’
Sie hatten schon oft Wortgefechte dieser Art geführt, und bisher war Puelle ihm immer unterlegen gewesen. Diesmal- das hatte er sich vorgenommen- würde er nicht so leichtfertig nachgeben.
,, Aber es gibt keine andere Möglichkeit. Ihr habt die Aufgabe, unser Dorf zu schützen, solange ihr das Oberhaupt seid. Ihr seid für diese Menschen verantwortlich! Und wenn ihr dabei noch der Welt helft, dann steigt unser Ansehen vielleicht wieder. Einer muss nun mal den ersten Schritt machen.’’
Der Alte seufzte und blickte ihn traurig an.
,, Ja, es ist richtig, was du sagst, Puelle. Aber was ist mit demjenigen, der meinen
Auftrag annimmt? Bin ich dann nicht auch für sein Überleben verantwortlich?’’
,, Er wird wissen, was auf ihn zukommt.’’
,, Niemand würde freiwillig in den Tod laufen.’’
,, Dann mache ich es.’’
,, Nein Puelle, wir brauchen dich hier als führenden Arm.’’
,, Ich denke, dass sind sie?’’
Der Alte lächelte verlegen.
,,Ich bin ein Regierender, kein Feldherr und Truppenorganisator. Dazu bedarf es weitaus fähigere Männer als mich. Nein Puelle, du kannst es nicht machen. Außerdem... Wer würde unsere Motive denn schon verstehen? Man würde in den Geschichten nur noch von den gottlosen Proxianern reden.’’
Puelle suchte seinen Blick. ,,Was ist euch wichtiger: eure Ehre oder das Überleben von Prox?’’
Der Alte schwieg.
,,Puelle...’’
Sein Blick war flehend, jetzt erst sah man, wie ausgemergelt und alt er war. Doch Puelle empfand kein Mitleid für ihn, nicht jetzt, nicht in dieser Situation.
,, Ich bin enttäuscht von euch, Ältester. Ich hätte euch eine weisere Entscheidung zugetraut.’’
,, Bitte, Puelle. Ich habe keine andere Wahl.’’
,, Und wenn ich einen Krieger finde, der eure Aufgabe annimmt?’’
,, Wer würde das schon tun?’’
,, Ein Krieger, der mutig, stark und erfahren ist und der bereit ist, sich für etwas
wichtiges einzusetzen.’’
Der Alte starrt ihn entsetzt an.
,, Nein, das kannst du selbst von ihm nicht verlangen!’’
,, Nun, es ist die einzige Möglichkeit. Niemand ist erfahrener als er.’’
Der Alte schwieg wieder. Mondlicht spiegelte sich in seinen Augen. Sein Stimme war brüchig.
,, Nein, er... Ich... Ich kann das nicht.’’
,, Euer Sohn ist der einzige, der...’’
,, Ja, das ist er. Aber eben deshalb kann ich das nicht verantworten.’’
,, Findet ihr nicht, er sollte das selbst entscheiden? Irgendwann müsst ihr loslassen.’’
Der Alte lächelte schwach.
,, Bist du der Weise oder ich?’’
,, Das sehen sie, wie sie möchten.’’
,, Ich schicke ihn in den Tod.’’
,, Nein’’, erwiderte Puelle, ,, ihr schickt ihn in das Leben.’’

Saturos hockte auf einem Eisblock. Vor ihm, etwa 8 km landeinwärts, erhob sich der Marsleuchtturm in den Himmel. Majestätisch thronte er in der kargen Landschaft, um ihn herum nur Schnee und Eis. Er schimmerte rot im Licht der aufgehenden Sonne. Vier Türme säumten seine Spitze, jeder bergte eigene Gefahren und Risiken. Saturos war schon oft drinnen gewesen, doch sooft er auch den Leuchtturm erkundete, er konnte dennoch nicht die Unglaublichen Ausmaße dieses Monuments erahnen. Doch der Schein trügt. Der Leuchtturm war erloschen, sein Feuer brannte nicht mehr und schenkte dem hohen Norden nicht mehr seine Wärme. Früher hatte es einmal warme Sommer gegeben, kurz nachdem die Elementarsterne im Heiligtum von Sol versiegelt worden waren. So jedenfalls überliefern es die Ältesten. Einst war diese Eiswüste fruchtbares Land gewesen, es hatte Früchte und Gemüse gegeben, Schafs- und Rinderherden, die das Land bevölkert hatten, genug für das Überleben aller Nordischen Stämme. Heute war nichts mehr davon zu sehen, alles lag unter einer dicken Eisschicht und schlief, sogar der feurige Wille der einstigen Kämpfer von Prox.
Vor einigen Jahren war er selbst noch einer dieser sieben Kämpfer gewesen. Heute lebte er in den eisigen Höhen und meditierte, übte sich in Geduld. Er rutschte von seinem Sitz und machte sich auf den Weg zurück.
Saturos, Menardi, Aleah, Gandar, Lilius, Semeräus und Jisune... Einst waren sie die glorreichen Krieger der nordischen Stämme, bis diese in einen Krieg verfielen und die Krieger für ihre niederen Zwecke missbrauchten, indem sie sie erpressten. 5 von ihnen wurden getötet, nur Saturos und Menardi überlebten. Seither lebten sie getrennt, Menardi irgendwo bei den Nördlichen Stämmen von Imil, er hier, unweit des Ortes, an dem sie alle voneinander getrennt worden waren; die Ältesten nennen es das Feld der Besinnung und Reue. Besinnung auf das, was sie getan haben. Und Reue über die Folgen. Denn auch sie haben damals gekämpft. Um die Vorherrschaft im Norden. Es waren blutige Kriege gewesen, doch letztendlich waren alle Opfer umsonst: Prox hatte verloren und musste sich dem Willen der Förderation beugen. Um nicht unter Fremdherrschaft zu gelangen, gab es weitere Aufstände und Kriege und schließlich gewährte man den Proxianern Gnade; sie waren von nun an -falls man das so bezeichnen kann- frei, doch ihnen wurde jeglicher Kontakt zu den Ländern außerhalb des Nordens untersagt. Um das zu gewährleisten, wurde der Zugang zum Süden verschüttet. Nur ab und zu kamen die fliegenden Schiffe vorbei, die Luftschiffe der Aeronauten, die mit der Kraft mächtiger Wind-Adepten angetrieben wurden, um mit den Proxianern Handel zu betreiben. Sie geben ihnen Mythril, das hier in den Bergwerken angebaut wird und erhalten dafür Felle, Leder und Nahrung. Ohne dieses stetige Handeln gäbe es Prox- beziehungsweise seine Bewohner- schon längst nicht mehr.
Saturos wanderte zwischen den Felsen hindurch, die mit einer dicken Eisschicht bedeckt waren. Hätte er nicht die Kraft des Mars, die seinen Körper von innen wärmte, wäre er schon längst in den frostigen Wintern erfroren. Er würde seine Meditation bald beenden. Sein Studium über die Alchimie war bald abgeschlossen. Die Ergebnisse würde er dem Rat von Prox vortragen müssen, denn sie könnten alles grundlegend verändern.
Die Alchimie frisst die Welt auf.
Diese war die wichtigste Erkenntnis seiner Nachforschungen. Und würde nicht bald etwas geschehen, dann ist Prox, nein, die ganze Welt, dem Untergang geweiht. Alles war nur noch eine Frage der Zeit.

Puelles Aufstieg war anstrengend gewesen, doch letztlich hatte er Saturos gefunden. Jedermann wusste, dass er hier oben hauste. Und doch hatte er nicht damit gerechnet, ihn so schnell zu finden. Gewiss, es war verrückt um was er ihn bat.
Schließlich versucht nicht jeder alle Tage, mal eben die Welt zu retten. Er hatte Saturos überzeugen können, den Auftrag des Ältesten anzunehmen. Dieser hatte zugestimmt, allerdings auch zwei kleine Bedingungen gestellt:
1.Er bräuchte Menardi, um seinen Auftrag auszuführen. Den Grund verriet er nicht, aber Puelle vermutete, dass er mit ihr am besten zurechtkam.
2. Er wolle keine Begleitung in Form von Garde oder Kavallerie, da er das für sich tue und nicht für den Ältesten. Außerdem stehen sie ihm nur im Weg. Letzteres hatte Puelle ihm versprechen können, aber Menardi zu finden, war etwas ganz anderes. Er wusste nicht einmal, ob sie noch am Leben war, aber Saturos hatte ihm versichert, dass er sie spüren könne, irgendwo im Osten. Er hatte Saturos erklärt, dass dies nur der Älteste entscheiden könnte, und so hatten sie sich zusammen an den Abstieg gemacht.
Die Proxianer waren sichtlich verwirrt gewesen, als Puelle mit Saturos im Schlepptau durch ihre Stadt lief. Einer der Sieben großen Krieger, mittlerweile alle schon Stoff von Legenden! Sie konnten es nicht fassen. Saturos fühlte sich unwohl unter Flut von Blicken und dem ständigen Getuschel und Geflüster, als wäre er ein Kriegsgefangener. Sie gingen vorbei an den Häusern und Saturos erkannte, dass sich sehr viel verändert hatte.
Das Dorf war ein einziges Elend. Die Häuser waren alt und morsch geworden, wahrscheinlich zog es durch alle Ritzen. Dachbalken hingen schief und ließen Schnee herein. Das Wetter war bei weitem schlimmer seit er das letzte Mal vor 3 Jahren hier gewesen war. Die Bewohner wirkten, trotz des stetigen Handelns mit den Aeronauten, ausgezehrt und hungrig. Die Fenster des Waffenladens waren zugenagelt. Keiner hatte sich die Mühe gemacht, die Grabsteine auf dem Nahe gelegenen Friedhof von Eis und Schnee zu befreien oder die stetig zuschneienden Straßen freizuräumen. Hier und da sah Saturos Iglus, gebaut zum besseren Schutz vor der Kälte. Auch Kinder spielten draußen. Wenigstens ein Zeichen, das es noch ein wenig Hoffnung und Lebensfreude in diesem Nirgendwo gab.
Der Weg zum Haus des Ältesten war nicht lang genug, um auch die anderen schönen Seiten von Prox zu erkennen- vorrausgesetzt, die gab es mittlerweile überhaupt noch.
Sie standen nun vor einer vergoldeten Tür, die so gar nicht zum restlichen Aussehen des Dorfes passte. Puelle klopfte und nach einem knappen ,,Ja’’ traten sie ein.
Das Innere des Hauses schlug das Aussehen der Tür um Längen- im Gegenteil. Hier drinnen war es so ziemlich so, wie man es sich nicht vorstellte oder vorstellen mochte. Es roch muffig und der Boden und die Fenster sahen aus, als stammen sie aus einer längst vergangenen Kultur, ca. 3000 Jahre alt. Krüge waren umgekippt, ihre Flüssigkeiten liefen wie kleine Rinnsale über den Boden. Auch der Rest des Hauses sah abgewrackt und alt aus. Saturos wurde bereits erwartet.
Harmonis, der Dorfälteste, saß ihnen mit verschränkten Armen gegenüber. Seine Augen musterten Saturos scharf. Er sah alt aus, noch viel älter, seit Saturos ihn das letzte mal gesehen hatte. Er trug ein bodenlanges Gewand und hatte schlohweißes Haar, das mit einem Zopf auf seinem Rücken zusammengebunden war. Er war- und ist- ein Symbol der Ruhe, Gelassenheit und Weisheit. Und doch schwang auch ein wenig Mitleid, Trost und Trauer in seinen Worten, als er zu sprechen begann.
Hinter ihnen flog die Tür auf und ein Junge- Saturos schätzte sein Alter auf etwa 15 Jahre- trat atemlos ein.
,,Monster’’, sagte er, ,,sie sind hier’’.


- Ende von Part 1-
>>Der Außenwelt zu zürnen wäre töricht. Sie kümmert sich nicht darum.<<

Marc Aurel

--Nur noch eingeschränkt da, bis die Flaute hier mal vorüber ist.--
Zitieren
#2
Spannende Geschichte ... Respekt Lachen
allerdings gibt es auch Mängel,
1. Die Luftschiffe der Aeronauten, sie kann es nicht geben, denn sonst wäre ja auch schon längst der Rest Weyards kultivierter
2. Menardi kommt auch aus Prox und sie leben auch dort (Sie sagen, als Mitglieder des Clan des Feuers, aus Prox, sollte ihnen die kälte nichts ausmachen. - Dinaria, Menardis Schwester)
3. Saturos bricht mit Menardi und noch Anderen von Prox aus auf. (...Saturos und Menardi sind die letzten Ãœberlebenden von Saturos' Ãœberfallkommando)
4. Prox wurde nicht in den Norden gebannt (ich nenne es jetzt mal so), sondern sie ahben einfach nur nicht die Möglichkeit mit dem Rest der Welt zu handeln , oder sie wollen es nicht, so wie Lemuria

Aber ich finde es gelungen Lachen Weiter so ;D
ich freue mich schon auf Part2 ff.

(und dein talent kann mit der leistung nicht gegen null gehen Ok)
Hinauf, hinauf zum Schloss!
Zitieren
#3
Erstmal danke für das Lob, es ermutigt mich, noch weiter zu schreiben. Der nächste Part folgt bald. Natürlich hast du recht, mit dem was du sagst, aber ein bisschen künstlerische Freiheit musst man mir schon lassen. Ich brauchte ene Geschichte, die ein wenig logisch ist und auch Platz zum kreativen Schreiben ließ. Deswegen habe ich mir das ein wenig zusammengesponnen. Die Aeronauten werde ich nicht weglassen, sie gefallen mir nämlich und sie sind ein wichtiger Bestandteil der Geschichte. Ich hoffe, du kannst das verstehen.

So, dann kann ich gleich mal den nächsten Part geben. Viel Spaß!

Mondkreuzer


Die äußeren Wälle waren bereits durchbrochen worden, als Saturos mit Harmonis, Puelle und dem Jungen ankam. Die Wachen versuchten so gut es ging, die Wälle vor den Monstern zu schützen, doch es gelang ihnen nur bedingt. Ein paar hatten es geschafft, einen Weg durch den Schnee zu finden. Jetzt war ein wildes Getümmel im Gange. Er konnte in dem Gewühl nur bedingt Menschen ausmachen und hatte das Gefühl, dass die Monster die Oberhand gewannen. Immer wieder schlugen sie mit ihren Krallen und Scheren zu und verletzten die Krieger lebensgefährlich. Auch sonst sahen sie sehr eigenartig aus: Sie hatten lange, staksige Beine und scharfe Krallen und Scheren. Ihre Körper sahen sehr filigran und gebrechlich aus. Ihr Fell- oder das, was man als solches hätte bezeichnen können, war weiß und machte sich erfolgreich als Tarnung in Schnee und Eis. Doch das auffälligste an ihnen waren ihre Augen: denn sie hatten keine. Dort, wo sie hätten sein müssen, waren zwei rot pulsierende Lichtkugeln. Saturos tat es in all den Jahren gut, mal wieder sein Schwert zu führen. Ob er es sich eingestehen wollte oder nicht, er war deutlich aus der Übung gekommen in den Jahren seiner Einsiedlerei. Dennoch hatte er nicht alles verlernt. Er streckte zwei Monster mit einem Hieb nieder, um gleich danach von einer Horde weiterer umzingelt zu werden. Mars gewährte ihm seine Kraft, als ein halbes Dutzend Monster von seiner Explosion von den Füßen gerissen wurde und rücklings in den Schneebergen verschwand.
Zwei weitere kamen auf ihn zu. Saturos streckte sie mit zwei schnellen Schwerthieben nieder. Seine Augen suchten Puelle, der etwa 50 Meter entfernt gegen sechs Monster gleichzeitig kämpfte. Ihre Bewegungen waren langsam, aber in der Masse konnten sie es auch mit einem Gegner wie ihm aufnehmen. Puelle sah sichtlich erschöpft aus, schließlich war er kein Adept, aber er kämpfte verbissen weiter und streckte gleich darauf drei Monster nieder. Saturos eilte ihm zu Hilfe. Auch er war sichtlich erschöpft. Der Hitzestrahl teilte das Monster wie ein Messer die Butter. Es war sofort tot. Zwei weitere stürzten sich nun auf Puelle, der mittlerweile wegen einer Schnittwunde am Bein zu Boden gegangen war. Saturos wollte ihm zu Hilfe eilen, als sich ein Monster oben von dem Schneehügel auf ihn warf und ihn zu Boden riss.
Er schlug hart auf eisige Kälte. Doch noch ehe das Monster ihn auch nur ansatzweise verletzen konnte, hatte er sich bereits aufgerappelt und wollte das Monster von sich werfen, doch es klammerte sich verbissen in seiner Kleidung fest, zog und zerrte an ihm und wollte nicht loslassen. Saturos konzentrierte sich auf das, was er am besten konnte: meditieren. Er konzentrierte die Hitze in seinem Körper auf seine Wirbelsäule, in die das Monster bereits Wunden geschnitten hatte. Er hörte nur noch einen erstickten Aufschrei, als das Monster von ihm abfiel wie eine Stoffpuppe, mit schweren Verbrennungen an seinem Körper. Puelle lag bereits bewusstlos auf dem Boden, als zwei weitere Monster auf der Hügelkuppe erschienen. Ihre Scheren klickten laut, als sie sich auf ihn stürzten. Im nächsten Moment bohrten sich zwei Pfeile durch ihre spindeldürren Körper und sie rutschten von Puelles leblosem Körper herunter. Saturos blickte sich um, auf der Suche nach dem Schützen, doch er sah nur noch mehr Monsterherden über die Wälle schwappen. Man hatte es aufgegeben, die Wälle zu halten. Stattdessen kämpften die Soldaten jetzt Seite an Seite gegen die schier unerschöpflich wirkende Flut der Monster. Links sah er den Jungen gegen drei Monster kämpfen. Er war sehr geschickt und wendig, seine Bewegungen wirkten wie einstudiert, so flüssig waren sie. Er trug nur ein einfaches Messer, aber es zeigte durchaus seine Wirkung. Immer wieder schlug er tiefe Wunden in das Fleisch der Monster.
Saturos blieb keine Zeit, ihn weiter zu betrachten, denn schon rollte die nächste Monsterwelle an. Vier stürzten sich auf die Krieger zu seiner Rechten und fünf weitere auf den Jungen, der bereits eine stattliche Anzahl neben sich zu liegen hatte. Er kämpfte so verbissen, dass er zu spät bemerkte, wie sich eines von hinten auf ihn warf und ihn zu Boden riss. Die Klauen des Monsters stanzten sich durch seine Kleidung und nagelten ihn am Boden fest. Er war gefangen. Saturos töte im Sprint vier weitere Monster mit Schwertstichen ehe er den Jungen erreichte. Unzählige Körper waren bereits über ihn hergefallen und drohten nun, ihn zu zerquetschen. Saturos schleuderte Feuerbälle auf sie und versuchte gleichzeitig, den Jungen nicht zu verletzen, was sich als schwierig erwies. Er hatte bereits drei erwischt und fünf andere mit seinem Schwert durchbohrt, als sich der Gesichtsausdruck des Jungen schlagartig änderte. Sein Gesichtsausdruck wurde starr, seine Augen glasig. Der Schnee um ihn herum wirbelte in einer unglaublichen Geschwindigkeit zu einem Sturm auf und drückte die Monster von ihm weg. Wie von Marionettenfäden gezogen stand der Junge auf. Der Schneesturm spiegelte sich in seinen Augen wie eine Armee kleiner Insekten, bereit, zuzuschlagen. Er formte ein seltsames Zeichen mit den Händen. Der Boden taute und erhob sich als Wasserkugel vom Boden. Oder... Nein, es sah aus, als würde er das Wasser aus der Luft ziehen! Die Kugel erhob sich, stieg höher und höher und flog schließlich auf die Monster zu.
Ein erstickter Laut, dann... Stille. Die Monster waren verschwunden.
Der Junge brach zusammen.

Das Luftschiff flog über den tiefblauen Ozean. Sein gewaltiger Rumpf spiegelte sich im Wasser. Noch war die See ruhig, doch am Horizont bahnten sich erste Anzeichen eines Gewitters an. Lichtblitze zuckten in den dunklen Wolkenfeldern. Sie mussten die Mondsegel einklappen, um nicht von den Blitzen getroffen zu werden. Am Horizont konnten sie vage den Schemen einer Insel entdecken, einer Insel in den Wolken. Es gab eine Vielzahl von Legenden über diesen Ort und noch immer konnten sie es nicht glauben, wirklich hier zu sein. Sie sahen Zinnen aus purem Gold, gespickt mit einer Vielzahl von Diamanten. Kleinere Türme wuchsen aus der Stadt hervor und reckten sich dem Himmel entgegen. Die Stadt bestand aus einer Vielzahl von Dächern, Zinnen, Erkern, Balkonen, Fenstern und Palästen. Im Näherkommen sahen sie Menschen, die sich auf kleinen Wolken zwischen den Zinnen hindurchschlängelten. Sie trugen lange Gewänder aus feinster, teurer Seide. Ihre Augen waren geschlossen und sie murmelten vor sich hin. Sie hatten die Wolkenfront erreicht und es begann augenblicklich zu regnen. Binnen weniger Sekunden waren sie vollkommen durchnässt, doch der Anblick der Stadt hielt sie so in Atem, dass sie das nicht weiter störte. Der Regen schien um die Stadt einen großen Bogen zu machen, denn sie behielt ihren Glanz und Anmut. Ja, das ist sie, dachten sie voller Ehrfurcht. Die Stadt der Anemos.

Harmonis beugte sich über ihn. Seine Augen waren geschlossen und sein Atem ging ruhig.
,,Er hat schwere Verletzungen erlitten’’, sagte der Dorfälteste mit einem Blick auf den Jungen, ,, aber er wird schon wieder.’’
Saturos hatte nun endlich Zeit, den Jungen genauer zu betrachten. Seine Augen waren tiefblau, wie der Ozean. Sein Gesicht war markant und seine Wangenknochen standen hervor. Das blaue Haar war wild durcheinander gestrubbelt. Er trug einen Ring, auf dem ein wild verästelter Baum abgebildet war. Ansonsten war seine Kleidung einfach: Ein schlichtes, weißes, aber trotzdem zweckmäßiges Wams sowie eine dünne Lederrüstung und ein kleines Schwert. Weiterhin trug er einen Beutel bei sich, gefüllt mit Heilkräutern und Mixturen. Auf dem Boden standen Stiefel, ebenfalls aus Leder.
,, Kennt ihr ihn?’’, fragte Saturos.
,, Nein, vorher hatte ihn noch keiner der Dorfbewohner gesehen. Ich habe herumgefragt und alle beteuerten mir, ihn das erste mal zu sehen.’’, sagte Puelle, der ebenfalls glimpflich davongekommen war.
,, Merkwürdig, wie soll er denn hier hergekommen sein. Seit Jahrzehnten ist kein Fremder mehr in das Dorf gekommen. Alle Zugänge sind unpassierbar!’’
Puelle überlegte. ,, Du hast recht, Saturos. Die einzige Möglichkeit, nach Prox zu kommen, ist mit dem Luftweg. Und den kann er schlecht selbst eingeschlagen haben.’’
,,Dann’’, sagte Harmonis, ,,gibt es nur eine einzig logische Schlussfolgerung: Er muss mit den Aeronauten hergekommen sein.’’
,, Aber das ist unmöglich, sie waren das letzte mal vor drei Monaten hier. Wie soll der Junge denn draußen in der Wildnis überlebt haben? Noch dazu, wo es in letzter Zeit so viele Schneestürme gab.’’
,, Da bin ich überfragt. Am besten ist es wohl, wenn wir ihn selbst fragen. Aber lasst ihn erst einmal ausruhen. Morgen fragen wir ihn.’’
,, Ich bleibe bei ihm.’’, sagte Saturos bestimmt.
,, Du hast doch gerade gehört, dass..’’
,, Schon gut.’’, unterbrach ihn Harmonis, ,,Tu, was du für richtig hältst, Saturos.’’

Ich lebe.
Die Erkenntnis durchflutete Celon, saugte sich in seinem Kopf auf, wie ein schwamm das Wasser. Sie erfüllt ihn bis in die letzte Pore seines Bewusstseins und drängt alles andere in den Hintergrund. Ein Gefühl der Freude und Erleichterung breitete sich in ihm aus, eine wohlige Wärme tief in seiner Brust. Er wusste nicht mehr, wie er hier her gekommen war. Das einzige, woran er sich erinnern konnte, war, wie er eine Wasserkugel erschaffen hatte und die Monster verschwunden waren. Auch das Gespräch zwischen dem Ältesten und den anderen beiden- er meinte sich zu erinnern, dass sie Saturos und Puelle hießen- hatte er aufgeschnappt. Sie hatten über sein Herkommen sinniert und er hätte ihre Fragen nur liebend gern beantwortet, wenn er sie denn hätte beantworten können. Seine Erinnerungen, wie er her gekommen war, wer er war und warum er hier war, waren vollkommen gelöscht. In seinem Kopf herrschte schlicht und einfach: gähnende Leere.
Celon schlug die Augen auf. Er sah den Mann von der Besprechung, der Saturos hieß, am Fenster stehen. Er blickte gedankenverloren aus dem Fenster. Celon ließ den Blick durch den Raum schweifen. Er war sehr kahl und wirkte kalt, trotz des Feuers, das im Kamin brannte. Es gab einen schlichten Schrank und eine Kommode, sowie einen kleinen Tisch und einen Stuhl, auf dem man seine Sachen säuberlich zusammengelegt hatte. Die Wände waren schmucklos, weiß.
,, Oh, du bist wach.’’ Celon schreckte auf. ,, Ich dachte schon, du würdest auf ewig den Schlafenden mimen. ’’ Hatte er es etwa gemerkt? Celon war sicher gewesen, die Augen nur für einen kurzen Augenblick geöffnet zu haben, als sie sich vorhin unterhielten.
,, Du weißt schon, was ich meine.’’ Er schaute ihn noch immer nicht an, sondern blickte nur starr nach draußen.
,, Wie habt ihr es bemerkt?’’, fragte er.
,, Deine Psynergy.’’, sagte er bloß.
,, Meine.... was?’’
,, Psynergy. Ich habe sie gespürt. Wenn du schläfst, ist sie schwach und ich kann sie nicht spüren. Aber da du wach warst, warst du natürlich leicht zu erkennen.’’
,, Wie habt ihr das gelernt?’’
,, Meditation.’’
,, Wer seid ihr eigentlich, ich weiß nichts über euch außer euren Namen.’’
,, Es ist unwichtig, dass du mich näher kennenlernst. Wir werden nicht viel miteinander zu tun haben, du und ich. Vergiss mich einfach wieder, okay? Viel interessanter ist doch, wer du bist. Du tauchst einfach hier auf und warnst uns vor einer Horde eindringender Monster, als könntest du in die Zukunft sehen. Wie bist du her gekommen und vor allem, woher kommst du?’’
Der Junge schaute betreten zu Boden. ,, Ich hätte euch diese Fragen schon längst beantwortet, wenn ich die Antworten wüsste. Ich kann mich an nichts erinnern, was vor dem Angriff der Monster war.’’
,, Du wirst erst einmal hier bleiben, bis der Älteste eine Lösung gefunden hat.’’
,, Und ihr?’’
,, Es tut nichts zur Sache, was ich mache.’’
Der Junge schaute ihn an. ,, Ihr geht auf Reisen, nicht war?’’
Saturos lächelte. ,, Du bist ein kluger Junge. Ja, ich werde gehen. Allein.’’
,,Warum allein?’’
,,Ich werde von dieser Reise nicht zurückkehren.’’, sagte er und sein Gesichtsausdruck war so, als würde er darüber reden, was es morgen zu essen gibt.
,, Ihr seid ein Krieger, nicht wahr? Ihr geht im Auftrag eures Landes auf eine Mission, die dessen Schicksal entscheiden wird. So steht es zumindest in den alten Büchern.’’
,, Steht in den Büchern auch, ob der Held mit jemandem gegangen ist?’’
,,Helden pflegen es für gewöhnlich, allein zu gehen, lassen sich aber oft von gedächtnislosen Jungen überzeugen, sie mit sich zu nehmen.’’
,,Ich werde dich nicht mitnehmen. Du bist keine Figur in diesem Spiel, verstehst du? Du findest am Ende nicht dein Glück, nur den Tod.’’
,, Ihr seid starrsinnig. Ihr wollt nicht einsehen, dass ich euch helfen kann, obwohl ihr es genau wisst. Ihr wisst, dass ich das Wasser beherrsche.’’
,, Ich brauche keinen Klotz am Bein.’’, erwiderte Saturos.
,, Aber manchmal ist der Klotz auch wichtig. Er bewahrt euch vor vorschnellen Aktionen oder Entscheidungen.’’
,, Jetzt hör mir mal gut zu, mein Junge. Du magst vielleicht von Merkur gesegnet sein und eine Menge Bücher gelesen haben, aber erstens, war deine Aktion vorhin nur eine Grundstufe und zweitens, nützen dir die Bücher nichts dort draußen. Es ist nicht so, wie es in den Büchern steht.’’
,, Dann nehmt mich mit, damit ich Erfahrung sammeln kann. Ich habe keinen Grund, hier zubleiben und zu warten. Mein Gedächtnis ist gelöscht und ich werde versuchen, etwas über meine Identität zu erfahren. Ich verspreche, euch nicht im Weg zu stehen und euch so gut es geht, zu unterstützen.’’ Er war mittlerweile aufgestanden und hatte sich vor Saturos aufgebaut, auch wenn der einen Kopf größer war.
Saturos war nicht bereit gewesen, den Forderungen des Jungen nachzugeben.
Dennoch hatte er das Gefühl, der Junge könne ihm noch nützlich sein.
,, Die Schiffe sind da’’, sagte er, ,, Es kann losgehen.’’

Saturos und Celon waren als erste bei den Schiffen angekommen. Ihre Umrisse ließen sich wegen der Dunkelheit nur entfernt erahnen, aber sie waren gigantischen Ausmaßes. Über ihnen- so schätzte Saturos- lag das Führerschiff. Eine kleine Leiter war ausgeklappt worden, von der der Chef der Aeronauten- gefolgt von seinen Komplizen- den Boden berührte. Entfernt sah Saturos den schwachen Umriss Harmonis’ aus der Nacht treten, auf einen Stock gestützt. Die beiden Männer schüttelten sich die Hände und tauschten ein paar Belanglosigkeiten aus.
Zuron, der Anführer der Aeronauten, war ein großgewachsener Mann, der Harmonis um 2 Köpfe überragte. Er war muskulös gebaut und in einen dicken Mantel gehüllt. Sein schwarzes Harr war kurz und er trug Handschuhe. Saturos schätzte, dass er noch nicht allzu erfahren war. Harmonis erklärte ihnen, dass die Lage ernst sei, und sie schnell etwas unternehmen müssten. Dass die Alchimie die Welt bedroht und wieder entsiegelt werden müsse, um deren Fortbestand zu sichern. Zuron hörte lange zu, eher seine Entscheidung traf. Er würde Saturos und Celon mitnehmen, wenn sie ihm halfen, die sagenumwobene Stadt der Anemos zu finden. Angeblich lag sie irgendwo in den Wolken, seit Jahrtausenden unentdeckt und verschollen und er wolle der Erste sein, der sie entdeckte. Ihnen blieb keine andere Wahl, als einzuwilligen, doch sie wussten genauso gut wie er, dass dies kein leichtes Unterfangen wird. Schließlich traten sie vor den Ältesten. Aus seinen Augen sprach Trauer, tiefe Trauer, auch für Celon. Denn schließlich war es eine Mission ohne Auswege.
,, Ich möchte, dass du das an dich nimmst’’, sagte er und überreichte Saturos sein Schwert. ,,Du kannst damit besser etwas anfangen als ich.’’
,,Und das ist für dich’’, sagte er und gab Celon ein kleines Säckchen aus Leinen. ,,Öffne es dann, wenn du es am meisten benötigst. Es ist einmalig.’’ Mit diesen Worten drehte er sich um und humpelte zurück zu seiner Hütte.
Puelle hatte beobachtet, wie Saturos und der Junge die Leiter erklommen hatten und auf den Schiffsrumpf geklettert war. Kurz darauf setzte sich das Schiff in Bewegung. Es klappte die riesigen Segel aus und flog in den sternenklaren Nachthimmel.
Oben, auf dem Deck, stand Celon neben Saturos und beide starrten in die Ferne, einer ungewissen Zukunft entgegen.

-Ende von Part 2-
>>Der Außenwelt zu zürnen wäre töricht. Sie kümmert sich nicht darum.<<

Marc Aurel

--Nur noch eingeschränkt da, bis die Flaute hier mal vorüber ist.--
Zitieren
#4
Mal ehrlich, du hats es einfach drauf
nur 2 Sachen : 1. Puelle ist Adept (den jeder Bewohner Prox ist ein Adept, da jeder Angehöriger des mars-Clans ist)
2. Schreib vllt. die kampfszenen spannender, spannungsaufbauend ;D

aber ansonsten wieder gut ;D

(auch wenn ich die Gedankkensprünge nicht verstehe)
Hinauf, hinauf zum Schloss!
Zitieren
#5
Erstmal danke für das Lob.
1. Ja, du hast recht, aber ich wollts ein wenig verändern. Nun ja, war mal wieder zu gut gemeint.
2. Jaaah..... Es fällt mir sehr schwer, Kämpfe ansprechend zu gestalten, aber ich bemühe mich beim nächsten mal.
>>Der Außenwelt zu zürnen wäre töricht. Sie kümmert sich nicht darum.<<

Marc Aurel

--Nur noch eingeschränkt da, bis die Flaute hier mal vorüber ist.--
Zitieren
#6
Nach etwas längerer Pause ein neuer Part. Viel Spaß!

Hexengeflüster
-Part 1-

Sie waren bereits volle vier Tage an Bord des Schiffes gewesen, doch Celon kam es vor, als wären sie schon vor Wochen losgeflogen. Saturos hatte ihm das Ziel nicht verraten und allem Anschein nach waren er und Zuron auch die einzigen, die den Kurs kannten. Klar war jedenfalls, dass sie nach Osten flogen und dabei die Eiszone hinter sich ließen. Er hatte Saturos überreden können, ihn mitzunehmen, doch warum das Ganze? Er hatte sich die Frage mehrmals gestellt und keine Antwort darauf gefunden. Erst einmal würde er ihn jedoch unterstützen, wie er es versprochen hatte.
Celon wanderte an der Reling des Schiffes entlang. Ihm wurde schwindlig bei dem Gedanken, das Meer mehrere Hundert Meter unter sich zu haben. Neben ihm arbeiteten die Aeronauten. Sie hämmerten, klopften und besserten aus, hier und da strichen sie das Schiff an und veredelten es mit dem Mythril, dass sie von den Proxianern erhalten hatten. Wieder ein Beweis dafür, dass Zuron noch nicht lange der Chef war.
Als es Tag geworden war, hatte das Schiff plötzlich angehalten und die Segel eingeklappt. Saturos war daraufhin wutentbrannt in die Führerkabine, die am Bug des Schiffes lag, gestürmt und hatte Zuron zu Rede gestellt. Der hatte sie darauf beide mit in den Bug des Schiffes genommen. Dort schwebte eine wabernde Lichtkugel, hellblau pulsierend in der Luft. Er hatte ihnen erklärt, dass das Schiff mit dieser Kugel angetrieben wurde. Sie bestand aus Alchimie, nämlich aus reiner Essenz des Windes. Die Kugel war jedoch nicht in der Lage, einen solchen Koloss wie das Schiff anzutreiben. Um die Energie aufzubringen, die dazu nötig gewesen wäre, braucht es ganz einfach eines: Mondlicht, oder besser gesagt: Mond-Essenz.
Deswegen war es ihnen selbst unter Aufbringen ihrer gesamten Kräfte nicht möglich, das Schiff bei Tage zu betreiben. Celon hatte sich gefragt, was sie machten, wenn der Nachthimmel verdeckt war. Doch Zuron hatte ihm erklärt, dass die Atmosphäre und die Wolken keine Hindernisse waren für die Mond-Essenz und dass diese trotzdem hindurchscheinen konnte. Saturos war nichts anderes übrig geblieben, als sich in seine Kabine zu verziehen, und zu meditieren.
Das tat er jetzt schon seit Stunden, denn es war mittlerweile früher Nachmittag. Auch jetzt, am helllichten Tage, konnte Celon nicht die wahren Ausmaße des Giganten erkennen. Es war so groß wie das Rathaus in Prox. Mindestens 50 Leute arbeiteten hier, wie viele es auf den anderen Schiffen waren, wusste er nicht. Im Bauch des Schiffes lagen unzählige Kabinen, darunter auch die von Saturos und natürlich seine eigene. Das Schiff besaß 6 goldene Apparate, die das Mondlicht einfingen, 4 an den Seiten und zwei am Heck. Es waren seltsame Geräte, sie sahen aus wie umgestülpte, orientalische Teetassen aus Glas und hatten eine kleine, bläulich schimmernde Kugel in ihrem Innern. Am Tage waren sie ruhig, doch in der Nacht hörte man ganz deutlich ihr Summen. Celon schlenderte gedankenverloren umher, als sich plötzlich eine Hand auf seine Schulter legte.
,,Hallo’’. Ein Junge mittleren Alters, mit schwarzen Haaren und haselnussbraunen Augen, sah ihn an. Seine Stimme war kalt, trotz seiner freundlichen Ausstrahlung.
,, Zuron bittet dich zu ihm. Du sollst schnell kommen.’’ Und im nächsten Augenblick war er bereits wieder verschwunden. Celon schaute ihm noch verdattert nach, als er sich in Bewegung setzte und langsam zum Bug des Schiffes ging.


Saturos, Zuron und ein alter Mann mit pergamentartiger Haut erwarteten ihn bereits.
,,Ah, schön das du da bist’’, sagte Zuron. Celon konnte sich nicht vorstellen, dass er das ernst meinte. Er setzte sich.
,, Saturos hat mir erzählt, du bist ein Wasser-Adept. Stimmt das?’’ Ah, dachte Celon, Saturos hat etwas gemacht.
,,Schon möglich. Ich weiß es nicht genau.’’
,, Damos’’ -er deutete auf den alten Mann-,, meint, dir könnte ein Training nicht schaden. Wir wollen testen, wie weit deine Fähigkeiten ausgebildet sind. Dazu nehmen wir dich mit auf eines der Trainings-Schiffe. Alles weitere erklären wir dir vor Ort.’’ Celon war nicht besonders angetan von der Idee, musste aber einsehen, dass ihm keine andere Wahl blieb. Was sollte er sonst tun, hunderte Meter über dem Meer? Außerdem flogen sie sowieso nur nachts und würden ihr Ziel frühestens morgen erreichen. Da konnte ein bisschen Training nicht schaden.
Saturos lächelte. ,,Wie ich sehe, begeistert dich die Idee ungemein. Okay, dann los.’’ Celon erwiderte sein Lächeln. „Training schadet ja nicht. Ich bin bereit.“

Wenig später traten Celon und Damos an die Reling. Etwa fünfzehn Meter entfernt lag die Reling des Trainingsschiffes, auf das sie wollten. Eine Leiter gab es nicht, geschweige denn eine andere Möglichkeit, herüber zu kommen. Celon schaute verwirrt nach allen Seiten. Damos lächelte.
,,So, schon startet deine erste Prüfung. Versuche, mithilfe des Wassers, uns eine stabile Brücke zu bauen, sodass wir rüberkommen.’’
,,Wie soll Wasser stabil sein?’’
,,Probier es aus.’’
Celon konzentrierte sich. Er formte das Zeichen des Merkur mit den Händen und hob sie in die Luft. Gleichzeitig versuchte er, Wasser aus der Luft zu ziehen, wie er es damals getan hatte. Und es funktionierte. Vor ihnen bildete das Wasser eine Straße, ziemlich dünn zwar, aber ein kleiner Erfolg. Er zweifelte aber an den Eigenschaften der Brücke. Darin wurde er bestätigt.
,,Bravo’’, rief der alte Mann, ,,Doch würde diese Brücke keinesfalls einen von uns tragen. Dennoch ein guter Anfang. Und jetzt will ich dir einmal zeigen, wie wir dieses Problem lösen.’’ Er hob beschwörend die Hände in die Luft und formte ein Zeichen- das Symbol des Jupiter. Celon hatte es schon oft hier an Bord gesehen. Plötzlich fühlte er, wie sich seine Beine vom Boden erhoben. Er hing schwerelos in der Schwebe. Neben ihm war Damos. ,,Versuch es, du kannst es steuern.’’ Und mit diesen Worten stieß er sich ab, überwand den Zwischenraum und landete souverän auf der anderen Seite, leichtfüßig, wie ein Krieger in seinen besten Jahren.
,,Jetzt du.’’ Celon schluckte. Rund 200 Meter unter ihm befand sich der Ozean, blau schimmernd. Dazwischen war nichts als Leere, ein gähnender Abgrund. Nein, sagte er sich, überwinde dich. Wie sieht es denn aus, wenn du schon bei der leichtesten Prüfung versagst? Er stieß sich und schwebte zu dem Alten herüber. Es fühlte sich an wie schwimmen in einem unbegrenzten Raum. Er landete souverän mit beiden Beinen. ,,Auch die zweite gut abgeschlossen. Aber kommen wir nun zu dem, was eigentlich die Hauptsache ist. Das du dich beherrschst, daran besteht kein Zweifel. Ich möchte sehen, wie du dich im Zweikampf schlägst. Sicherlich wirst du das noch brauchen.’’
„Aber ich dachte, ich lerne den Einsatz meiner Psynergie?“
„Da hast du recht, aber ich kann es dir erst zeigen, wenn ich deine Fähigkeiten erkenne.“
,,Ich verstehe. Gegen sie?’’
,,Nein, du wirst gegen Jain antreten. Er ist ebenfalls ein Auszubildender von mir. Er trainiert die Psynergie des Jupiter. ’’ Hinter ihm trat eine Gestalt aus dem Schatten des Mastes. Celon erkannte ihn: Es war der Junge von vorhin, der ihm die Nachricht überbracht hatte. Er grinste ihn an. Seine Augen fixierten ihn und er hielt ein Messer im Anschlag. Seine Haare waren zerzaust und er war in ein graues Gewand gehüllt.
Celon dreht sich um: Damos war verschwunden und ein Messer jagte an seinem Ohr vorbei. Es bohrte sich in die Planken und blieb zitternd stecken.
,,Ab jetzt keine Waffen mehr.’’, hörte er Damos Stimme über das Schiff hallen. Wo war er denn nur, verdammt noch mal? Er sah hoch auf den Mast. Der alte Mann war fast leichtfüßig dort hinaufgekommen und grinste ihn an. Wie hatte er das nur gemacht? Doch ihm blieb keine Zeit, länger darüber nachzudenken. Der Junge hatte bereits mit hoch erhobener Hand eine kleine Gewitterfront beschworen. Ein Blitz zuckte daraus empor und Celon rollte sich zur Seite. Dort, wo er eben noch seinen Körper hatte, war nun eine schwarz verkohlte Stelle. Ihm wurde klar, dass Jain ihm Überlegen war, Celon brauchte Schutz um sich eine wirksame Taktik zu ersinnen.
Er sprintete zur anderen Seite des Schiffes und warf sich hinter eine Holzkiste, als ein Windstoß über ihn hinwegfegte und ihn mit sich riss. Die gesamten Kisten flogen über Bord und Celon krallte sich verkrampft an der Reling fest, um nicht zu fallen. Mit Kraftanstrengung zog er sich aufs Deck zurück. Er formte mit den Händen eine Wasserkugel und warf sie auf seinen Gegner. Jain warf sich hinter den Mast und konterte mit einem weiteren Blitz, der wieder knapp an Celons Ohr vorbeizischte. Celon beschwor eine weitere Kugel und schoss. Sie traf Jain, der gerade einen Angriff hatte vorbereiten wollen, mitten auf der Brust und riss ihn von den Füßen. Er wusste, ohne Waffen würde er keine Chance gegen Jain haben, denn seine Psynergie war zu schwach. Und mit Bedauern stellte er fest, dass man ihm sein Schwert bereits abgenommen hatte. Oder hatte er es etwa in seinem Zimmer liegengelassen?
Er wusste es nicht.
Doch da erblickte er einen Fahnenmast, an der Spitze des Mastes. Kurzerhand rannte er los, aber er durfte Jain nicht aus den Augen lassen. Er ergriff die Leiter und kämpfte sich nach oben, Sprosse für Sprosse. Er wusste nicht, wie hoch er klettern musste, aber er wusste, dass diese Idee wahrscheinlich reiner Selbstmord war. Jain schien sich wieder gefangen zu haben und Celon hatte ihn aus den Augen verloren. Ein Fehler, wie er jetzt einsah.
Denn plötzlich erhob sich ein starker Orkan. Er rutschte ab und hing mit nur noch einer Hand an der Sprosse, während neben ihm weitere Blitzkugeln einschlugen. Als er versuchte, sich aufzurichten wurde er schon von der nächsten Windböe erfasst. Wie hatte Damos nur einen solch starken Gegner für ihn aussuchen können? Jain war bestimmt schon Jahre in der Ausbildung und er konnte sich an nichts mehr erinnern, erst recht nicht an Kampfkünste. Immerhin hatte er es irgendwie geschafft, Psynergie zu bewirken. Nein, er würde auf keinen Fall leichtfertig aufgeben!
Ächzend kämpfte er gegen die Windböen, die immer wieder seine Haare zerzausten, an. Er kämpfte sich nach oben, wobei er immer wieder blind Angriffe nach unten schickte, so langsam gehen seine Kräfte zur Neige. Er war mittlerweile fast oben, als er bemerkte, wie sich ein einige Möwen auf den Ausguck niederließen. Er schoss eine kleine Kugel ab und die Möwen flogen davon, um sich gleich danach wieder auf der Reling niederzulassen. Er versuchte es noch einmal, doch wieder das gleiche. Celon nahm eine der Möwen und stieß sie von der Reling. Ein Fehler.
Nacheinander begannen die Möwen auf ihn einzuhacken. Ihre spitzen Schnäbel bohrten sich in seine Haut, zerrissen seine Kleidung und zerkratzten sein Gesicht. Er wehrte sich mit Händen und Füßen, doch sie waren in der Überzahl und er hatte keine Psynergievorräte mehr zur Verteidigung. Er brach unter der Flut von Körpern zusammen, die gnadenlos auf ihn einhackten. Er klammerte sich verzweifelt an eine Strebe fest und trat mit den Füßen, doch er merkte gleichzeitig, dass ihn seine Kräfte verließen. Schützend hielt er sich die Hände vors Gesicht und hörte Jains Lachen.
Sogar bis hier hoch hörte er es, wahrscheinlich würde er ihn auch durch drei Dimensionen auf dem Mars hören. Celon wusste nicht warum, aber er verspürte plötzlich einen unbändigen Hass gegenüber der Welt. Und vor allem gegenüber Damos. Wie konnte er seelenruhig auf seinem Mast sitzen und zusehen, wie Celon langsam aber sicher zerhackt wurde?
Und da war es wieder. Das Gefühl. Ein Gefühl von Macht. Der Hass gab ihm neue Kräfte, er wurde von seinem Gefühl kontrolliert. Die Macht schwappte durch Celons Körper. Um ihn herum begannen sich Wassermassen aufzubäumen, eine riesige Windhose, die die Möwen von ihm wegdrängte. Sie kreischten laut, als die Wassermassen sie erfassten und flogen Hals über Kopf davon. Er wollte sich gerade den Fahnenmast greifen als sich eine weitere Böe aufbäumte.
Er rutschte und krallte sich in das Holz des Ausgucks. Panik stieg in ihm auf. Sollte alles schon zu Ende sein. Sein Herz machte einen Salto rückwärts, als er die Möwe von vorhin auf ihn zufliegen sah. Seelenruhig setzte sie sich vor ihn und schaute ihn unschuldig mit ihren braunen Augen an. Dann hackte sie mit voller Wucht ihres Schnabels auf seine Fingerkuppe. Celon schrie vor Schmerz auf. Doch zu spät hatte er seine andere Hand gehoben. Er rutschte ab und stürzte unweigerlich.
Sein Überlebenswille war größer als der, zu sterben. Jain hatte schon früh erkannt, dass er etwas besonderes war. Doch was er jetzt sah übertraf seine Vorstellungen in allen Punkten. Celon fiel viel zu schnell, um genaueres erkennen zu können, aber dennoch war seine Idee genial. Er zog das Wasser aus der Luft und bildete einen Puffer unter sich, der ihn abfangen sollte. Während er fiel, sammelte sich immer mehr Wasser unter ihm und als er schließlich aufschlug muss es nichts weiter als ein Ruck gewesen sein, den er verspürt hatte.
Jain schleuderte eine Blitz auf ihn, den er während Celons Absturz geladen hatte. Er würde davon nicht sterben, aber zumindest so schwer verletzt werden, dass er lange Zeit auf dem Krankenschiff verbringen musste. Doch auch diesmal war er wieder zu schnell für ihn, denn die Kugel riss den Mast aus den Angeln. Er neigte sich und krachte auf den vorderen Teil des Schiffes. Die Führerkabine zersplitterte in tausend Stücke und das Schiff neigte sich ächzend.
Celon blieb keine Zeit, sich zu fragen, was mit Damos geschehen war, denn schon tauchte Jain wieder hinter dem umgestürzten Mast auf und schleuderte ihm einen Windstoß entgegen. Er peitschte über den Boden und verfehlte Celon nur knapp. Krachend schlug der Stoß hinter ihm in eine der Mond-Essenz-Empfänger ein. Er hörte nur ein Ächzen, als sich das Gerät nach unten neigte und aus seinem Blickfeld verschwand. Jain wurde davon abgelenkt, vielleicht hat er Angst, dass er etwas kaputt gegangen ist. Neben sich entdeckte er ein Fass mit der Aufschrift: Trinkwasser. Er machte einen innerlichen Jubelschrei, denn es konnte kein Zufall sein, dass diese hier stand. Damos hatte ihm eine Hilfestellung gegeben. Er hob sie an und ließ sie auf Jain zurollen. Hinter ihm erhoben sich weitere Fässer und rollten über das geneigte Schiff, bis es buchstäblich eine ganze Flut war.
Jain bildete eine Barriere mit dem Wind und schleuderte die Fässer ins Meer. Doch es war bereits zu spät. Das Wasser war bereits aus den Fässern gelaufen und stand schon auf dem Deck. Celon wusste nicht, woher er die Kraft nahm, doch er schaffte es, das Wasser gefrieren zu lassen. Das Schiff war nun eine spiegelglatte Fläche und Jains Beine waren festgefroren. Er versuchte verzweifelt, das Eis irgendwie kaputtzukriegen. Celon glitt über das Eis auf ihn zu und musste dabei immer wieder kleinen Tornados ausweichen, die er auf ihn schleuderte. Das Schiff neigte sich nun gefährlich und er beschleunigte immer mehr. Hinter ihm rutschten die Kisten an ihm vorbei und er musste ausweichen, damit sie ich nicht erfassten und über die Reling schleuderten. Eine der Kisten rutschte genau auf Jain zu, doch dieser konnte sie gerade noch mit einem Wirbel abwehren und von sich wegstoßen. Es war eindeutig zu spät: Celons Beine hoben vom Boden ab. Hinter sich konnte er Damos erkennen, der auf einer kleinen Wolke saß und die Augenlider geschlossen hatte.
Celon begriff, dass der alte Mann meditierte und er deswegen gerade schwebte. Und er sah noch eine andere Person: Saturos flog ebenfalls auf einer Wolke. Sein Gesicht, dass sonst immer ruhig und kühl aussah, war vor Anstrengung verzogen. Er versuchte krampfhaft, das Eis, dass Jain festhielt, mithilfe von Hitzestrahlen schmelzen zu lassen, doch er konnte nicht riskieren, damit den Jungen zu verletzen. So schoss er wahllos durch die Gegend und sah schließlich ein, dass er noch näher ran musste. Das Schiff neigte sich nicht mehr. Celon vermutete, das Damos’ Kraft es aufrecht hielt. In dem alten Mann steckte mehr, als man auf den ersten Blick vermuten mochte. Saturos hatte Jain mittlerweile erreicht und es war ihm gelungen, den Jungen zu befreien und auf seine Wolke zu verladen.
Weitere Aeronauten flogen heran und halfen, das Schiff wieder gerade zu richten. Einige von ihnen- die jüngeren- schwebten in der Luft. Die Älteren flogen, wie auch Damos, auf einer Wolke. Sie alle meditierten. Langsam richtete sich das Schiff wieder. Damos lenkte Celon vom Schiff weg, auf das nächste zu und setzte ihn auf der Reling ab. Saturos landete ebenfalls vor der Führerkabine. Grimmig schaute er Celon an, dann packte er ihn und Jain am Handgelenk und zog sie ins Innere des Schiffes. Vor Zurons Tür hielten sie an.
,,Macht euch auf was gefasst’’, sagte er missbilligend und öffnete die Tür.
>>Der Außenwelt zu zürnen wäre töricht. Sie kümmert sich nicht darum.<<

Marc Aurel

--Nur noch eingeschränkt da, bis die Flaute hier mal vorüber ist.--
Zitieren
#7
Wieder eine kleine Fortsetzung meinerseits damit ihr nicht denkt, das Projekt liegt brachZwinker. Ist der wahrscheinlich bisher schlechteste Teil, zumindest meiner Meinung nach. Irgendwie wollte es mir diesmal nicht so gut gelingen. Naja, lest selbst.
P.S.: Bewerten nicht vergessen!

Hexengeflüster

-Part 2-

Zuron erwartete sie mit einigen bösen Ausdrücken und einer vor Wut hochrot verzogenen Fratze von Gesicht. So sah er wahrhaft noch schrecklicher aus, als ohnehin schon, denn er war Celon von Anfang an unsympathisch gewesen.
,,Was habt ihr euch eigentlich dabei gedacht?!’’, donnerte der Anführer der Aeronauten mit bebender Stimme.
,,Ihr habt beinahe ein ganzes Schiff zerstört. Wisst ihr überhaupt, was das bedeutet?’’ Ohne ihre Antwort abzuwarten, fuhr er fort.
,,Diese Schiffe sind schon sehr alt.’’, sagte er etwas ruhiger, ,, Älter als ich selbst und älter als jeder hier. Sie wurden von den ersten Aeronauten geschaffen. Es gibt keine Möglichkeit, eines dieser Schiffe zu ersetzen, wir können sie nur notdürftig reparieren.
Und selbst das gestaltet sich in letzter Zeit immer schwieriger. Die benötigten Materialien werden knapp, das Handeln wird schwieriger und wir sind wie nie zuvor darauf angewiesen, auf dieses kostbare Gut achtzugeben.’’
Er blickte sie an. ,,Versteht ihr, dass es unverzeihlich ist, dass ihr eines dieser Schiffe beinahe zerstört habt?’’
Sie nickten willig. Jain setzte zu einem Kommentar an, aber Saturos kam ihm zuvor.
,,Entschuldigt Meister’’, sagte er, ,,Aber hattet ihr nicht eigentlich den Trainingskampf beantragt? Ihr wusstet genau, dass das Schiff in Gefahr war und habt sie trotzdem kämpfen lassen. Was wolltet ihr also erreichen?’’
Ein Soldat in der Ecke des Raumes sah ihn bestürzt an.
Zuron lächelte wie ein kleiner Junge, dem man bei einem üblen Streich erwischt hatte.
,,Ihr seid wahrhaftig nicht zu täuschen, Saturos. Ich bin beeindruckt.’’ Er machte eine kurze Pause.
,,Aber im Grunde ging es mir nur darum, den Jungen zu testen. Als ich von Harmonis erfuhr, über welche Kräfte er verfügte, musste ich es einfach mit eigenen Augen sehen. Dafür nahm ich auch die Folgen in Kauf.’’
Celon fühlte Wut in sich aufsteigen. Diese Männer sprachen über ihn, als wäre er gar nicht da. Ihn beschäftigte auch, was Harmonis Zuron über ihn erzählt hatte. Und er brauchte Zeit, um nachzudenken.
Er drehte sich um und hatte schon die Hand auf der Klinke, als sie sich abrupt öffnete. Ein junger Mann trat ein. Er hatte kurzes, rötliches Haar und war sehr kräftig. Seine Augen waren aufmerksam und er trug Offizierskleidung.
,,Wir sind da.’’, sagte er an Saturos gerichtet.


Celon fror fürchterlich. Natürlich war er darauf eingestellt gewesen, als ihm die beißende Kälte der Berge ins Gesicht schlug. Dennoch hatte er nicht mit so etwas gerechnet. Abgesehen davon, dass es eisig kalt war, tobte auch noch ein Sturm. Schneeflocken wirbelten vor seinem Gesicht, tanzten um ihn herum wie kleine Insekten. Er konnte kaum eine Menschenlänge weit sehen.
Seine Glieder waren kalt, und obwohl er in ein dickes Fell gepackt war, begannen sich allmählich eine Eisschicht darauf abzusetzen. Ihm war es nicht gelungen, zu begreifen, wie man diesen Sturm hatte übersehen können. Aber selbst das hätte Saturos nicht aufgehalten, hier nach Menardi zu suchen. Mittlerweile fragte er sich, ob nicht ein bisschen mehr hinter der Beziehung der beiden steckte.
Ihre Fähigkeiten sind unabdingbar für uns.
Das hatte Saturos damals zu ihm gesagt, als er sich nach ihr erkundigt hatte. Sicherlich mochte das stimmen. Aber tief in seinem Inneren vermutete seine Intuition etwas anderes.
Celon hauchte weißen Rauch aus. Er merkte, dass es schon wieder deutlich kälter geworden war. Neben ihm stapfte Saturos durch den Schnee, mit nichts bekleidet als seinen normalen Sachen. Nicht einmal einen Mantel hatte er mitgenommen!
Sie entfernten sich weiter vom Schiff, dass mehrere hundert Meter über ihnen lag. Der Wind und die eisige Kälte hätten den Mondsegeln nur geschadet.
Sie hatten darauf verzichtet, Verstärkung mitzunehmen. Warum, wusste Celon nicht.
Wahrscheinlich war Saturos einfach zu stolz, jemanden um Hilfe zu fragen.
In Gedanken versunken bemerkte er nicht den Stein unter seinen Füßen. Er stolperte und fiel mit dem Gesicht in den Schnee. Kalte Nässe umfing ihn. Er hob seinen Kopf und sah Saturos’ verschwommenen Umriss in der Nebelwand verschwinden.
Er rappelte sich hoch und lief hinterher. Nach ein paar Metern hatte er ihn verloren.
Hatte er ihn nicht gehört? Celon blickte panisch in alle Richtungen, doch um ihn herum war nichts als Schnee- und Eis.
Er hütete sich davor, Saturos’ Namen zu rufen. Man hatte ihm eingeschärft, auf der Stelle zu bleiben. Es gibt im Schneesturm nur Gefahren, dein einziger Freund ist dein Verstand. Wenn du den verlierst, ist es aus. Irgendwann würde Saturos sicherlich merken, dass er verschwunden war und würde ihn suchen kommen.
Andererseits konnte er hier nicht einfach herumsitzen, wie sollte er ihn denn finden?
In der Ferne erblickte er ein Licht. Ganz schwach, ein kleiner Feuerschein zwischen den umherschwirrenden Schneemassen. Celon setzte die weiße Brille auf, die man ihm gegeben hatte. Eine Schneebrille- gegen Schneeblindheit. Ein oft auftretendes Phänomen bei Wanderern, die durch eisige Regionen reisen. Es ist ein schleichendes Gefühl von Blindheit, am Ende sieht man nur noch weiß.
Er tat das Falsche. Stand auf und setzte sich in Bewegung, dem einladenden Licht entgegen. Seine Beine wurden schwer wie Blei, er knickte ein, kämpfte sich wieder hoch, lief weiter. Nach einer schier endlosen Zeit war er dem Licht nicht näher gekommen.
Allmählich ließen seine Kräfte nach, der Boden wirkte auf einmal so einladend. Celon legte sich in den Schnnee, nein, er brach vielmehr zusammen. Er kämpfte verbissen darum, sein Bewusstsein nicht zu verlieren. Es gelang ihm nicht. Das letzte was er sah, waren die öden weißen Schneemassen. Ein paar Sekunden länger und er hätte auch den Schneefuchs entdeckt, der ihn die ganze Zeit über aufmerksam beobachtet hatte. Aber dafür war es schon zu spät.


Und wieder. Schon wieder.
Celon schlug die Augen auf. Wärme umfing ihn, er wurde geblendet durch ein grelles Licht und schloss sie gleich wieder. Er fühlte sich wie damals, als Saturos in seinem Zimmer gewesen war. Doch diesmal war es anders. Ihn umfing kein Gefühl der Geborgenheit, nein, auch nicht der Wärme. Das Feuer war zwar da, aber es schien seinen natürlichen Zweck nicht zu erfüllen.
Jetzt erkannte er es. Das Feuer war blau.
Kaltes Feuer.
Sein Herz machte einen Hüpfer. Wer hatte da gesprochen?
Er blickte sich im Raum um. Das Erste, was er sah, war kahle, kalte Felswand. Danach war es viel eher eine Höhle, die man versucht hatte, halbwegs bewohnbar zu machen. In der Ecke sah er ein Etwas, das wahrscheinlich ein Schrank sein sollte, daneben ein provisorisches Nachtlager.
Auf einem Stuhl in der Ecke saß eine Frau. Sie war, wie Celon fand, sehr hübsch. Ihr langes, rotes Haar viel in geschmeidigen Wellen um ihren Körper. Sie trug ein einfaches Kleid und einen Reisemantel.
Er erkannte sie sofort, auch wenn er sie noch nie gesehen hatte. Das dort, vor ihm auf dem Stuhl konnte ohne Zweifel nur eine einzige Person sein.
Erzähl mir alles.
Menardi sah ihn lächelnd an.


Saturos rügte sich dafür, dass er den Jungen im Sturm verloren hatte. Er war so versessen darauf gewesen, Menardi zu finden. Und nun hatte er die Quittung dafür.
Geistesabwesend stapfte er durch den Schnee. Er könnte sehr lange bei solchen Temperaturen überleben, aber der Junge nicht.
Celon...
Saturos fiel auf, dass er ihn noch nie direkt mit seinem richtigen Namen angesprochen hatte. Er rückte seine Schneebrille zurecht und konzentrierte sich. Wie er Menardi kannte, hatte sie bestimmt ein ganzes Netz von Spähern unter sich.
Er würde sich also einfach weiter auf ihre Aura konzentrieren, sie finden und bitten, den Ju... Celon zu suchen. Dazu musste er aber schnell sein. Niemand wusste, ob er nicht vielleicht schon erfroren war.
Saturos verscheuchte den Gedanken aus seinem Kopf und fing weiter nach Westen. Nach einer Weile konnte er im trüben Licht den Umriss einer Höhle ausmachen. Der Eingang war zum Schutz vor dem Sturm mit einem Fels verschlossen worden.
Er erkannte mit Sicherheit schon einmal eine Aura. Menardis. Sie war definitiv dort drinnen. Aber noch jemand war bei ihr; Saturos erkannte die Person nicht an seiner Wärmeaura- dazu war sie noch zu schwach ausgeprägt und er hatte sie noch nicht eingehend genug studiert-, sondern viel mehr an der Art der Psynergie: Es war definitiv Celon.
Ein Wimpernschlag später zerbarst der Fels mit einem ohrenbetäubenden Knall in seine Einzelteile. Der kleine Schneehase, der Saturos beobachtet hatte, flitzte hastig davon und verschwand.


Der Knall war ohrenbetäubend. Die freundlichen Züge auf Menardis Gesicht waren weggewischt, sie waren eine Mischung aus Entsetzen, Wut und Erstaunen. Sie stand etwas unschlüssig da und beobachtete Saturos und den Schnee, der in Massen zur Tür hereinwehte und die Höhle mehr oder weniger unbewohnbar machte.
Was soll das? Hättest du nicht wenigstens eine andere Tür mitbringen können?
Menardis Stimme. Sie bewegte die Lippen nicht.
Aüßerst charmant von dir Menardi. Was lebst du auch in einer solchen Unterkunft? Hättest du uns nicht wenigstens in einem warmen Hotelzimmer empfangen können?
Saturos. Eindeutig. Aber keiner von ihnen bewegte die Lippen.
Sag das mal den Dorfbewohnern, mein Lieber.Was willst du überhaupt hier?
Menardi hatte ihren pampigen Tonfall von vorhin wieder aufgenommen.
Wie immer zu Scherzen aufgelegt. Ich bin hier, um dich um deine Hilfe zu bitten.
Er schilderte kurz die Lage. Menardi sah ihn lange an. Dann erwiderte sie:
Nenn mir einen Grund, warum ich euch helfen sollte.
Celon glaubte, seinen Ohren nicht zu trauen. Hatte sie den Ernst der Lage etwa nicht erkannt? Menardi wurde ihm von Minute zu Minute unsympathischer. Da verbrächte er lieber den Rest seines Lebens auf den Luftschiffen zusammen mit Zuron, als auch nur einen Tag mit ihr in einer Gefängniszelle zu sitzen.
Saturos schien ebenfalls leicht geschockt und sprach danach das aus, was er gerade gedacht hatte.
Dir ist es also völlig egal, was später geschieht? Das das alles hier einmal vergehen wird?
Ich lebe hier zurückgezogen und zufrieden. Niemand interessiert sich für mein Dasein, also ich mich auch nicht für das anderer.
Sag die Wahrheit, Menardi. Du kannst mir nicht ernsthaft weismachen wollen, du würdest hier still und zufrieden dein Dasein fristen. Du warst eine Kämpfernatur. Außerdem wundert es mich, dass du hier so zurückgezogen lebst. Und was meintest du vorhin mit deiner Anspielung auf die Dorfbewohner?

Menardi schwieg. In ihren Augen meinte Celon ein Flimmern zu erkennen. Ihre Lippen bebten leicht, doch sie behielt die Fassung.
Sie halten mich für eine Hexe.
Warum?
Nach den Kriegen damals habe ich mich von euch losgesagt und zog aus, um einen neuen Platz in dieser Welt zu führen. Meine Reise führte mich durch ganz Angara bis nach Imil. Dort traf ich auf das Dorfoberhaupt und bot mich als Heilerin an. Er war dafür sehr dankbar, da die momentane Heilerin nicht in der Lage war, ihrer Pflicht nachzugehen.
Alles ging gut, zwei Jahre lang. Dann geriet ich eines Tages daran, dass die Heilerin wieder gesund war. Das Dorfoberhaupt wollte mich nun ohne weiteres loswerden. Er versuchte, mich im Schlaf ermorden zu lassen. Ich konnte fliehen und beseitigte ihn. Die Heilerin erwischte mich und zwang mich zum Kampf. Sie war jedoch durch die Alchimie des Merkur- Leuchtturms gestärkt und ich verlor. Noch in dieser Nacht trat die Heilerin das Amt des Dorfoberhauptes an und verbannte mich hier her.

Celon fühlte ein wenig Mitleid in sich aufglimmen, löschte es aber sofort wieder. Irgendetwas, das spürte er instinktiv, war an ihrer Geschichte faul. Sie enthielt ihnen etwas vor.
Er konnte nicht länger darüber nachdenken. Plötzlich stürzte sich Saturos auf Menardi und riss sie zu Boden. Sie stieß einen spitzen Schrei aus, bis sie den wahren Grund dafür erkannt hatte: Dort, wo eben noch ihr Kopf gewesen war, prankte ein Pfeil in der Höhlenwand.
Er sah nur noch fünf schemenhafte Gestalten, bevor ein Regen aus Pfeilen auf sie niederprasselte.

>>Der Außenwelt zu zürnen wäre töricht. Sie kümmert sich nicht darum.<<

Marc Aurel

--Nur noch eingeschränkt da, bis die Flaute hier mal vorüber ist.--
Zitieren
#8
Ich weiß nicht, was du hast ... ich finde den Teil gelungen
Er ist zwar anders geschrieben und formuliert als die anderen, aber er hat ja auch ein komplett anderes Wesen (also viel mehr Dialog und weniger Szenen)
das einzige was mich stört sind die plötzlichen Sprünge zwischen Personen und Geschehen
Hinauf, hinauf zum Schloss!
Zitieren
#9
Erstmal danke fürs Lob.

Brandwunde schrieb:das einzige was mich stört sind die plötzlichen Sprünge zwischen Personen und Geschehen

Ich hab versucht, das beste draus zu machenTraurig. Aber gut, wie schon gesagt, der Teil war notwendig, hat mir aber selbst nicht gut gefallen.
Wahrscheinlich auch deswegen, dass mir Gespräche immer besonders schwer fallen. Naja, beim nächsten Mal...
>>Der Außenwelt zu zürnen wäre töricht. Sie kümmert sich nicht darum.<<

Marc Aurel

--Nur noch eingeschränkt da, bis die Flaute hier mal vorüber ist.--
Zitieren
#10
Next Part! Leider wieder ziemlich viel Gerede geworden, wollte eigentlich mehr Spannung reinbringen.... Naja, selbst lesen! (Falls man hier am Ende des Forums überhaupt Leserzahlen bekommt^^)

Nächtlicher Angriff

Menardi zerrte Saturos und Celon in eine Nische in der Wand. Sie pressten sich flach an das kalte Felsgestein, während unaufhörlich Pfeile in die Felswand einschlugen und das Gestein splitternd zu Boden fiel. Celon duckte sich und erhaschte einen kurzen Blick auf Saturos’ Gesicht. Es wirkte wie versteinert.
Menardi zog eine kleine, weiße Pfeife hervor und blies hinein. Stille.
Dann drehte sie sich mit zufriedenem Gesichtsausdruck um und blickte Richtung Höhlenausgang.
Man konnte etwa erkennen, wie sich die Schemen bückten und wild mit ihren Waffen um sich schlugen. Der Pfeilregen ließ nach.
Kommt.
Menardi flüsterte. Sie drängten sich an der Felswand entlang ins Freie, leise atmend, immer darauf bedacht, unentdeckt zu bleiben. Der Sturm war mittlerweile abgeflauht und man konnte nun die Ursache für den abgerissenen Pfeilhagel erkennen. Menardi hatte mit einem einfachen Pfeifton- der ja gar nicht gekommen war- eine Schar von Tieren angelockt. Mehrere hundert Füchse, Hasen, Eulen und andere Tiere gingen mit allen nur erdenklichen Methoden auf ihre Feinde los.
Sie kratzten, bissen und ritzten mit Geschrei die ungeschützten Männer, die vor lauter Aufregung nichts weiter tun konnten, als sich zu schützen.
Die Krieger trugen eng anliegende Rüstungen, metallene Handschuhe und Brustpanzer. Auf dem Rücken trugen sie einen Köcher mit Pfeilen und in der Hand hielten sie eine Armbrust. Ihre dunklen Helme rundet ihr finsteres Aussehen noch dadurch ab, dass ihre Augen vollkommen verdeckt wurden. Ein Zeichen prankte auf ihrem Hinterkopf. Sie bewegten sich geschickt und wendig, trotzdem sie schwere Rüstungen zu tragen hatten.
Die Tiere lenkten sie soweit ab, dass Saturos, Menardi und Celon- eng an den Berg geschmiegt hinter einem Felsen Schutz suchen konnten, indem sie den Schnee schmilzen und verdampfen ließen, sodass sie hinter dem entsetehenden Dampf Schutz suchen konnten.
Wer sind die, Menardi?
Ich weiß es nicht. Auf jeden Fall scheinen sie Eliteinheiten zu sein, keine gewöhnlichen Soldaten.
Und was machen wir jetzt?
Na was wohl? Schnappen wir sie uns!

Und damit hatte sie bereits ihren Stab gezogen, schwang sich über den Felsen und rannte in das Getümmel, bei dem die Soldaten langsam die Oberhand zu gewinnen schienen. Saturos zückte Eltysar, sein Schwert, von dem er behauptete, es stamme aus den Schmieden der Exathi persönlich und sei hundert Jahre alt. Er schaute Celon stumm an.
,,Bleib hier’’ sagte sein Blick. Und im nächsten Moment war er verschwunden.

Der Kampf dauerte nicht lange an. Saturos und Menardi wirkten wie ein eingespieltes Team, als ihre Gegner reihenweise zu Boden gingen, einknickten, ohnmächtig wurden oder, auf jede erdenkliche Weise massakriert, zum Wohle ihres Lebens Reißaus nahmen.
Celon kam zu den beiden herüber und blickte auf die Männer zu seinen Füßen.
Wir kennen sie nicht, sagte Saturos missmutig. Sie gehören weder zur Streitkraft von Imil, noch von Kalay oder Tolbi oder irgendwoanders hin.
Woher kommen sie dann?

Menardi schaute ausweichend. Darüber können wir uns später den Kopf zerbrechen. Lasst uns verschwinden, bevor noch mehr von denen aufauchen.
Uns?
Saturos hob eine Augenbraue. Du kommst mit?
Ja. Ich wollte mich nur vergewissern, dass ich nicht mit einem eingerosteten Gartenzwerg losziehe. Aber Respekt, du hast dich gut gehalten.
Du auch. Der Gartenzwerg ist erfreut.
Schön. Dann geh voran.

Saturos drehte sich um und ging festen Schrittes zurück in Richtung Luftschiff. Celon und Menardi folgten ihm, während im Osten die ersten Sonnenstrahlen über den Schnnee leckten und mit einem unvergleichlichen Glitzern den neuen Tag einleuteten.

Viele Legenden, Gedichte und Geschichten handeln von ihnen. Menardi hatte viele davon gehört oder selbst gelesen, aber trotzdem nicht gedacht, wie imposant sie waren. Die Schiffe kamen ihr größer vor als ganz Imil und alles, was sie bisher gesehen hatte. An der Unterseite trat ein langes Holzstück vor, das mit Metall beschlagen war. Das mächtige Eichenholz machte einen soliden Eindruck. An den Seiten gab es kleine Apparaturen und mächtige Segel, die, wie Saturos erklärt hatte, bei Nacht Mondlicht einfingen konnten und es als Antriebsmittel benutzten.
Trotzdem gab es noch normale, weiße Segel, die am Tag wie ein normales Schiff den Wind einfangen konnten. Im Grunde, dachte Menardi, funktionierten sie ja doch wie normale Schiffe.
Der Riese begann, sich dem Erdboden zu nähern. Dann klappte er eine Planke aus und sie gingen an Bord.
Als Celon das Schiff betrat, sah er Jain auf ihn zukommen.
,,Hast du kurz Zeit?’’, fragte er ihn, als sie sich hinter einem Fass versteckten.
,,Schieß los.’’
,,Also, ich denke, wir sind das beide ein wenig zu... hitzig angegangen, meinst du nicht? Ich konnte nichts dafür, dass Damos mich dir als Gegner gegeben hat. Aber glaube mir, es war auch für mich nicht leicht. Du warst ziemlich gut.’’ Er lächelte schwach. ,,Deswegen wollte ich dir meine Entschuldigung anbieten.’’
Celon nickte erleichtert. ,,Ich habe mich auch nicht gerade vorbildlich benommen. Danke.’’ Er reichte ihm die Hand.
Jain ergriff sie, ebenfalls sichtlich erleichtert, dass Celon seinen Vorschlag angenommen hatte. ,,Ich muss jetzt los. Zuron braucht mich bei der Besprechung seines weiteren Vorgehens. Aber ich denke, du hast ein gutes Recht darauf, auch dort zu sein. Komm einfach mit.’’
Jain führte ihn diesmal nicht zu Zurons Privatgemächern. Sie gingen Treppen runter, bogen bestimmt fünfzigmal um Ecken und waren nach einer geschlagenen halben Stunde endlich vor einer kleinen Tür angekommen, die genauso aussah wie alle anderen, sodass Celon sie wahrscheinlich übersehen hätte. Jain machte sich nicht die Mühe, erst anzuklopfen, sondern trat gleich ein.
Der Anführer der Aeronauten saß mit neun anderen Leuten- darunter, wie Celon zu seiner Freude feststellte, Saturos und Menardi- um einen großen Tisch herum. Er winkte sie herein und bedeutete ihnen, Platz zu nehmen. Dann erhob er sich räuspernd.
,,Da wir nun alle vollständig versammelt sind, möchte ich über unser weiteres Vorgehen mit beratschlagen. Daher übergebe ich Meister Saturos das Wort.’’
Saturos stand auf und begann.
,,Leider hatte ich noch nicht die Möglichkeit, mich mit Meisterin Menardi zu unterhalten. Ich erläutere daher meinen Plan und bitte darum, Einwände zu erheben.
Das Dorf Vale liegt gut geschützt zwischen den Bergen verborgen. Daraus schließe ich, dass sich ihre Luftschiffe nicht unmittelbar vor den Stadttoren niederlassen können, Meister Zuron. Ist das richtig?’’
,,Das stimmt leider, ja.’’
,,Also werden wir einen anderen Plan brauchen, um in das Heiligtum einzudringen. Wie sie sich sicher denken können, meine Herren, ist es meine Absicht, so wenig Blut wie möglich zu vergiessen. Meine Studien führten mich einst an Dokumente, die bescheinigen, dass es einen geheimen Eingang innerhalb des Heiligtums gibt, den ich zu nutzen gedenke. Bedauerlicherweise weiß ich nicht um den genauen Anfangsort. Hier hatte ich auf die Hilfe von Meisterin Menardi gehofft.’’ Seine Blicke streiften sie.
,,Es ist richtig’’, begann sie, ,,dass es einen Eingang gibt. Aber schon vor geraumer Zeit wurde dieser von den Mönchen entdeckt und versiegelt.’’
Stille. Unwohlige Stille.
Ein dicker Herr mit einem Schnauzer und einer Mönchskutte stand keuchend auf.
,,Entschuldigen sie, aber was gedenken sie jetzt zu tun? Wir können es uns nicht leisten, gewaltsam in einen solch heiligen Ort einzudringen. Das wäre verwerflich.’’ Er zog die Augenbrauen hoch.
Saturos starrte zurück. ,,Nennen sie mir einen Grund, warum ich nicht versuchen sollte, gewaltsam einzudringen’’, sagte er scharf. Seine Augen durchbohrten die des Dicken.
,,Weil’’, erwiderte dieser, ,,es verwerflich ist. Sie bringen Schande über uns.’’
Saturos schien sich vor Wut kaum mehr auf den Beinen halten zu können.
,,Sie verstehen es nicht, oder? Ich habe versucht, einen friedfertigen Vorschlag zu unterbreiten. Aber es geht nun einmal nicht. Mir ist es egal, was ich tun muss, ich habe einen Auftrag zu erfüllen.’’ Er brüllte mittlerweile.
Der dicke Mönch schnaufte. Dann sagte er: ,,Sie sind ein Egoist. Ihnen liegt nichts an den Schätzen und dem Stellenwert dieses Ortes. Ich habe von Anfang an nicht gutheißen können, dass unser Anführer ihr Angebot so leichtfertig angenommen hat. Aber ich habe ihm vertraut. Doch jetzt muss ich erkennen, dass sie keineswegs ehrenwert handeln. Ihnen ist es doch egal, ob bei dieser Aktion Menschen ums Leben kommen, egal ob von unserer Seite oder der des Gegners. Hauptsache sie haben am Ende, was sie wollen und können dann unverrichteter Dinge wieder abziehen. Was hat man ihnen schon als Bedingung gegeben? Die lächerliche Aufgabe, eine verschollene Stadt zu finden, die es nicht gibt. Pah! Wie erbärmlich. Ich beantrage hiermit vor dem Ältestenrat die sofortige Verbannung dieses Proxianers aus unseren Reihen und die Absetzung unseres Oberhauptes für einen unbestimmten Zeitraum. Ich frage hiermit in aller Öffen....’’
Doch weiter kam er nicht. Zuron und Saturos waren gleichzeitig aufgesprungen. Saturos stieß den Arm des Anführers der Aeronauten weg, der ihn gerade hatte festhalten wollen und zog Eltysar, das sich blitzschnell unter die Kehle des Mönchs schob.
,,Noch ein Wort’’, presste er hervor, ,,und es war dein letztes.’’
Langsam ließ der Mönch sich auf seinen Sessel sinken.
Dann ertönte ein Knall, und Saturos wurde rücklings gegen die Wand geschleudert, während der dicke Mönch kreischend unter dem Tisch verschwand. Damos war mit einer ruckartigen Bewegung aufgestanden. Die Augen des alten Mannes blitzten vor Wut, sodass Celon automatisch Angst verspürte.
,,Schafft ihn weg, sofort.’’ Die Wachen rührten sich nicht. ,,Sofort’’, sagte er noch einmal. Die Wachen schoben Saturos zur Tür heraus. Celon versuchte, noch einen letzten Blick auf ihn zu erhaschen, doch er war verschwunden.
,,Die Versammlung ist beendet.’’ Zurons Gesichtsausdruck war eine einzige Maske.
,,Na los, geht!’’

Draußen folgte Celon dem schweigenden Jain zurück auf sein Zimmer, während die restlichen Mitglieder der Versammlung- der Ältestenrat und die Hauptmänner- sich zu einer Konferenz zusammensetzten. Er suchte vergeblich nach Menardi, die als erste verschwunden war und zu ihrem Zimmer zurückgekehrt ist, doch er konnte auch sie nirgendwo ausmachen.
,,Mannomann’’, sagte Jain schließlich, als sie angekommen waren. ,,So gekracht hats nicht mehr, seit wir einmal aus Versehen eines der Schiffe in Brand gesetzt haben.’’
,,Wer war dieser Mönch?’’, fragte Celon ihn.
,,Corpus’’, antwortete Jain. ,,Er ist schon Ewigkeiten bei uns im Rat. Er sieht nicht so aus, aber ist äußerst schlau und einer unserer besten Taktiker. Was ihm jedoch oft zum Verhängnis wird, wenn er in Konflikt mit seinem Glauben gerät.’’
,,Werden sie Saturos wirklich einsperren?’’
Jain blickte betreten zu Boden. ,,Ja, das werden sie. Leider sind unsere Gesetze so. Wer ein Mitglied des Ältestenrates bedroht, wird eingesperrt und dann wird über eine angemessene Strafe verhandelt.’’
,,Aber Corpus hat ihn beleidigt, nicht umgekehrt!’’, protestierte Celon.
,,Ja, aber Corpus hat drei entscheidende Vorteile: Er ist Aeronaut, er ist Mitglied im Ältestenrat und daher eine angesehene Persönlichkeit und... ER hat nicht die WAFFE erhoben, sondern nur das Wort.’’
,, Das ist lächerlich.’’
,, Ich weiß.’’
,, Gibt es denn gar keine Möglichkeit?’’
,,Tut mir Leid, nein. Es war einfach dumm von Saturos, so unüberlegt zu handeln. Jetzt muss er dafür büßen.’’
,,Kannst du nicht Damos um Hilfe bitten? Er kann vielleicht...’’
,,Ja, das könnte ich, aber ich werde nicht. Großvater kann es sich nicht leisten...’’
Er schluckte. Celon glotzte ihn an, als hätte er gerade verkündet, Weihnachten falle dieses Jahr auf Freitag den 13.
,,Damos ist... dein Großvater?’’ Celon war immer noch ziemlich verwirrt.
,,Bitte, sag es niemandem weiter. Keiner der Aeronauten weiß es. Ich vertraue dir. Schwöre bei deinem Leben, dass du es nicht weitersagst.’’
,,Aber warum... Ich verstehe nicht...’’
,,Schwöre es, Celon!’’
,,Okay, ich schwöre es.’’
,,Danke.’’
Celon fühlte sich plötzlich müde. Er verabschiedete sich von Jain und machte sich auf den Weg zu seinem Zimmer, wo er nach einer geschlagenen Stunde auch ankam. Als er die Zimmertür öffnete, sah er ein einziges Chaos vor sich. Die Schubladen waren aufgerissen, der Teppich hochgehoben und teilweise zerfetzt, die Schränke verrückt und der Inhalt seiner Reisetasche lag verstreut auf dem Boden.
Doch bevor Celon sich weiter ernsthaft Gedanken darüber machen konnte, schwankte das Schiff plötzlich bedrohlich und er wurde gegen die Tür gepresst. Von oben hörte er Schreie. Das Fenster zerbarst mit einem Krach und ließ kühle Abendluft in das Zimmer strömen. Dann sah er eine wunderschöne Frau auf einer Kirschblüte durch das Fenster schweben. Sie schaute ihn liebevoll an, dann entblößte sie ihre schwarzen Vampirzähne und stürzte sich mit einem lauten Aufschrei auf ihn.
>>Der Außenwelt zu zürnen wäre töricht. Sie kümmert sich nicht darum.<<

Marc Aurel

--Nur noch eingeschränkt da, bis die Flaute hier mal vorüber ist.--
Zitieren


Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 2 Gast/Gäste