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/inc/init.php 182 datacache->cache
/global.php 20 require_once
/showthread.php 28 require_once
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Romanversuch: Golden Sun - Alex Rückkehr
#8
Zur Hilfe und besseren Ãœbersicht liste ich hier nochmal wichtige Personen bzw. Gruppen auf:
Clan Scragal/Wind
Marius, Vater von Chas, Shagon und Raiya, Alter 49
Avia, Mutter von Chas, Shagon und Raiya, Gestorben mit 45
Chas, Protagonist und 21 Jahre alt
Shagon, 21 Jahre alt
Raiya, 21 Jahre alt

Clan Beyon/Wasser
Georg, Vater von Sam, Alter 46
Sara, Mutter von Sam, Gestorben mit 39
Sam, Chas bester Freund, 17 Jahre alt

Weisen
Ciara, Wind
Echio, Erde
Boreas, Wasser
Arulkae, Feuer

Rat der Ältesten
--> besteht aus 12 Personen
--> Kitaki ( Boten)
--> Zarku (Assassinen)
--> Raso und Gherr, ebenfalls Zarku

Andere
Alex, Wassermeister, 2 Untergebene Adepten
Tvash, Bürgermeister von Denuo
Sama, Lehrmeister von Sam und Chas
Abtrünnigen, 4 Personen


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So und hier gehts weiter!

Am nächsten Morgen standen Sam und Chas früh auf und weckten Ciara und Boreas, die auch noch ein wenig Schlaf gefunden hatten. Sie schnallten sich ihre Rucksäcke um und setzten sich auf das Fluggerät. Gerangel um einen Sitzplatz gab es nicht, der Platz war mehr als ausreichend, da Chas die Fluggeräte für fast sechs Personen ausgelegt hatte. Ganz vorn saß Chas, gefolgt von Ciara und Boreas, Sam bildete das Schlusslicht. Chas betätigte mit seiner linken Hand einen Schalter, der direkt neben dem Fluggerät aus dem Boden ragte und am Ende der Halle, die sich am Ausgang stark verengte, schob sich wie von Geisterhand eine riesige Platte beiseite und offenbarte den schmalen Ausgang. „Haltet euch fest“, rief Chas den anderen zu, aktivierte den Kristall, indem er seine Hand auf ein kleineres Modell vor ihm auflegte und flog das Fluggerät langsam aus der Halle raus.
Gerade draußen schwebte er mit dem Fluggerät nah an den Ausgang heran und legte erneut einen Schalter um, wodurch sich die massive Steinplatte zurück an ihren Platz bewegte. Chas grinste, ein wahrhaft diebisches Lächeln und gab Vollgas. Eben noch mit langsamen Tempo aus der Höhle gekrochen, stiegen sie jetzt immer höher und wurden rasend schnell. Die Reaktionen auf Chas Geschwindigkeitserhöhung hätten unterschiedlicher kaum sein können. Sam, der ganz hinten saß und wild vor Freude mit seinen Armen umherruderte, war kurz vor einem Kollaps, ähnlich Boreas, wenn auch aus anderen Gründen, wie die Grünfärbung seines Gesichts deutlich verriet. Nur Ciara und Chas zeigten keine besondere Emotionen, fast so als ob sie schon jahrelang nichts anderes getan hätten.

Unter ihnen flog der Arboreas-Wald nur so dahin. Denuo konnten sie bereits ausmachen, deshalb ging Chas mit dem Fluggerät tiefer, als sie den Wald hinter sich gelassen hatten. Bei der rasanten Geschwindigkeit hatten sie Denuo nach knapp Zehn Minuten Flug schon erreicht. Sie landeten nicht direkt im Dorf, sondern ein bisschen davor auf dem Stoppelfeld, ihrem beliebten Trainingsplatz. Mit schnellen Schritten gingen Sam, Chas, Ciara und ein etwas kränklich wirkender Boreas Richtung Denuo. Vor dem Eingang stand Tvash, gestützt auf seinen Gehstock, Raso und Gherr an seiner Seite. „Ich will gar nicht wissen, was du da wieder gebaut hast Chas“, sagte Tvash lächelnd. „Was es auch ist, ich hoffe es hilft euch auf eurer beschwerlichen Reise. Ich wünsche euch viel Glück und Erfolg bei dieser wichtigen Mission. Findet eure Väter aber lasst sie am Leben, damit wir hier in Denuo über sie richten können“. Tvash richtete seinen Blick auf Boreas und Ciara und neigte leicht seinen Kopf. „Auch euch danke ich für eure Hilfe. Wenn die ganze Sache hier zuende ist, seid ihr befreit, ich werde mein Versprechen einhalten. Diese beiden hier - sagte Tvash und zeigt auf Raso und Gherr - kommen aus der Miliz und sind die stärksten Kämpfer, die eine wirklich hervorragende Ausbildung genossen haben. Ein meisterlicher Umgang mit Waffen jedweder Art zeichnet sie aus, wenngleich ihre adeptischen Fähigkeiten bescheiden sind.
Sie werden euch als Leibgarde dienen, aber auch als Berater. Zögert also nicht, ihre Hilfe in Anspruch zu nehmen“. „Wir danken euch ebenfalls für alles, was ihr für uns getan habt. Wir werden euch nicht enttäuschen Bürgermeister“, sagte Chas und verbeugte sich gemeinsam mit Sam. Die Verabschiedung dauerte etwas länger als geplant, da jeder stets aufs neue beteuerte, man möge viel Glück haben und die Dankessagungen erschöfpten sich auch nur gemächlich. Schließlich schafften sie es auf das Fluggerät und da Raso und Gherr jetzt mit an Bord waren, mussten sie doch zusammenrücken. „Chas vielleicht wäre es gut, wenn du nochmal an der Platzverteilung unser Fluggeräte rumtüftelst, wenn wir wieder zu Hause sind“, sagte Sam mit gepresster Stimme, da er als letzter kaum Platz hatte. Chas drehte sich nach hinten um und musste sich ein Schmunzeln verkneifen. „Ich denk drüber nach Sam, ich denk drüber nach“, antwortete er lachend.
Gherr und Raso saßen zwar und hielten sich fest, doch ihre Mienen verrieten absolute Ahnungslosigkeit. Gherr, der deutlich ältere der beiden, überwand seine Verwunderung als erster und richtete seinen fragenden Blick auf Chas, der immer noch nach hinten schaute. Chas fing seinen Blick auf und antwortete mit einem stillen Lächeln, während er sich wieder nach vorne umdrehte und auf das Steuermodul konzentrierte. Gherr hielt es nicht mehr aus und wollte grade zum Reden ansetzen. „Also wozu...“, doch weiter kam er nicht, da Chas bereits seine Hand auf den Steuerkristall gelegt hatte und Vollgas gab. Schneller als der Wind flogen sie in Richtung der gerade aufgehenden Sonne davon.


Kapitel 3 - Der Aufbruch


Ein paar Tage waren sie nun unterwegs. Von Dorf zu Dorf hatten sie sich durchgefragt, immer in der Hoffnung Georg Beyon und Marius Scragal so schnell wie möglich zu finden. Denuo lag auf der Insel Hisperia, sodass die feindlichen Feueradepten unweigerlich per Schiff gekommen sein mussten. Doch bisher hatten sie keine einzige Spur, nirgentswo waren zwei fremde Reisende entdeckt worden. So neigte sich wieder ein erfolgfreier Tag dem Ende zu und die Gruppe um Sam und Chas machte sich bereit, das Nachtlager aufzuschlagen. Bald schon loderte ein kleines Lagerfeuer und Sam kam gerade rechtzeitig mit der Beute seiner Jagd zurück. Zwei große Hirsche hatte er erlegen können, dazu einen Keiler, ein recht dickes Exemplar, wenn man es genauer betrachtete. Die Stimmung war gedrückt, sodass sie in aller Stille aßen und alle mit leeren Augen in das vor ihnen lodernde Feuer starrten. Schließlich brach Ciara das unbehagliche Schweigen. „Wäre es nicht möglich, dass wir in die falsche Richtung gegangen sind? Wir sind doch in der Annahme nach Norden gegangen, dass eure beiden Väter dort versuchen würden mit Schiffen zu fliehen, oder etwa nicht?“. Sam nickte nur stumm, Chas war geistig abwesend, doch irgentwas in seinem Gesicht sagte Ciara, dass etwas nicht stimmte. „Chas, würdest du mir freundlicherweise zuhören? Chas?!“, schrie sie ihn jetzt beinahe an.
„Was ist nur los mit dir, verdammt nochmal“, sagte Ciara aufgebracht. Chas drehte sich um und seine besorgte Miene ließ nichts Gutes verheißen. „Wir bekommen bald Besuch“, sagte er plötzlich sehr aufgeregt, „es sind ungefähr zehn Personen, wenn mich nicht alles täuscht“. Ciaras Blick entspannte sich ein bisschen. „Und warum regst du dich dann so auf, das könnte jeder sein. Soldaten des Windreiches zum Beispiel, oder nur einfache Wanderer wie wir, beruhig dich ein wenig“. Chas schüttelte energisch den Kopf. „Nein das sind keine normalen Wanderer, sie laufen zielstrebig auf uns zu, obwohl wir weit ab vom Weg sind“. Plötzlich stutzte Chas und schloss hektisch die Augen. „S...sie sind nicht mehr da, sie sind einfach weg verdammt. Ich höre nichts mehr, ich kann keine Schritte mehr hören. Kommt Leute, Abmarsch und zwar sofort, das gefällt mir n..., weiter kam Chas nicht, ein langer schwarzer Pfeil ragte plötzlich aus seiner linken Schulter heraus, seine dünne Lederrüstung hatte dem wuchtigen Pfeil nichts entgegen zu setzen und Chas taumelte ein, zwei Meter nach hinten.

„Alle Mann in Deckung und zwar auf der Stelle, ich schaff uns Schutz“, brüllte Sam und hob die Arme in die Luft, um eine Steinwall um sie herum zu formen. „Pah, Angriff ist die beste Verteidigung Sam“, rief Raso ihm zu und zog seinen Morgenstern aus der Halterung. Gherr tat es ihm gleich, nur dass er anstatt einem Morgenstern, einen Speer von seinem Rücken schnallte und sich bewaffnete. „Wir sind keine Adepten, aber wir können meisterhaft mit Waffen kämpfen Sam. Wir geben uns gegenseitig Rückendeckung“, riefen die beiden ihm zu, machten sich kampfbereit und gingen hinter Sams Steinwall in Deckung. Obwohl es allem Anschein nach wirklich nicht mehr als zehn Feinde waren, prasselte doch eine ganze Armada an Pfeilen auf sie ein, ohne den Steinwall wären sie längst durchsiebt worden. Boreas blieb weiter hinten mit Chas, Ciara ging zu Gherr und Raso und machte sich ebenfalls bereit für den gleich folgenden Kampf. Anscheinend gingen den Feinden die Pfeile aus, denn der Pfeilregen versiegte so plötzlich, wie er gekommen war; dafür ertönten sofort dutzende, wütende Schreie mordlustiger Männer.

Sam spähte vorsichtig über den Steinwall hinüber und zählte neun Männer die auf sie zuliefen, alle in den selben Rüstungen, wie sie die beiden Feueradepten getragen hatten, die Denuo zusammen mit den Banditen angegriffen hatten. Der Erste der Feueradepten war allerdings zu unvorsichtig und blind vorgestürmt, sodass Gherrs Speer ihn durchbohrte, bevor er auch nur den Wall passieren konnte. Die Klinge durchbohrte zuerst das Kettenhemd, bevor Gherr ihn rausriss und mit einem erneuten seitlichen Schwung dem Feueradepten die ungeschützte Kehle aufschlitzte. Er fiel nach hinten den Wall hinunter und behinderte dabei einen seiner Kumpane, den Ciara sofort durch einen Blitz nach hinten schleuderte, wo er mit einem lauten Krachen gegen einen Baum prallte und sich nicht mehr rührte.
Die anderen Feueradepten waren nun bereits kurz vor dem Wall und immer noch deutlich in der Überzahl. Zudem hatte sich Sam getäuscht, es waren nicht nur Krieger des Feuerreiches, denn zwei trugen Roben oder zumindest robenartige Rüstungen und keine Schwerter, sondern Kampfstäbe. Wieder hatten es zwei der Krieger über den Wall geschafft, ihnen folgten kurze Zeit später die anderen drei, die zwei Magier blieben mit großen Abstand hinten. Dem ersten Krieger warf Sam seinen für den Krieger riesigen Einhandhammer gegen die Brust, welcher sofort laut stöhnend zusammensackte. Sam setzte nach, hob seinen Hammer auf und zertrümmerte den Schädel des hilflosen Kriegers.

Der zweite wurde von einer Windböe Ciaras erfasst, fast zerteilt und bekam einen tiefen Schnitt, der quer über seinen Körper verlief und den roten Lebenssaft sprudeln ließ. Gherr und Raso lockten zwei weitere Krieger weg von Chas, doch der letzte Krieger, der über den Wall kam hatte einen Wurfspeer in seiner rechten Hand. Er hohlte aus, zielte auf den verletzten Chas und warf in mit voller Kraft in dessen Richtung. Gherr bemerkte den hinterhältigen Angriff gerade noch rechtzeitig und warf sich todesmutig in die Flugbahn des Wurfspeeres und fing ihn ab. Er schaffte es nicht ganz den Speer aufzuhalten, veränderte aber seine Bahn, sodass dieser sich knapp neben Chas ins Gras bohrte. Zum Glück hatte ihn der Speer nur gestreift, dabei allerdings ein Stück Fleisch mit herausgerissen. Gherr hielt seinen Speer deshalb mit nur noch einer Hand fest und konnte dem nachsetzenden, wuchtigen Schlag des Kriegers nicht ausweichen.
Die Wucht des Aufpralls ließ seine Hände erzittern und er ging ungeschützt zu Boden. „Nein, Gherr, nicht“, schrie Raso voller Wut und hieb seinem Gegner den Streitkolben frontal ins Gesicht. Er versetzte dem Feuerkrieger einen kräftigen Tritt in den Bauch, sodass sich dieser vor Schmerzen bückte und unfreiwillig seine Waffe verlor. Raso setzte nach und hieb ihm mit der vollen Wucht seines Morgensterns in den ungeschützten Nacken. Ein lautes Knacken bewieß, dass dieser Krieger soeben sein Leben ausgehaucht hatte und ein befriedigendes Grinsen stahl sich auf Rasos Gesicht. Sam indessen packte den Krieger auf dem Wall, der den Speer geschleudert hatte, am Hals und am Kopf und drehte unter irrem Kraftaufwand den Kopf mit seinen bulligen Händen zur Seite weg und brach dem Krieger so das Genick. Der Körper erschlaffte augenblicklich und während Sam gleichzeitig mit Raso auf Gherrs Gegenspieler zustürmte, lief Ciara zusammen mit Boreas über den Wall, um sich den Magiern zu stellen. Gherr konnte in letzter Sekunde durch eine Seitenrolle dem Schwerthieb seines Gegners entgehen, trat dafür mit aller Kraft ihn die Kniekehle des Mannes, wodurch dieser hilflos zusammenknickte.

Er sank auf den Boden und verlor sein Schwert, kurz bevor Rasos Morgenstern seinen Kopf samt Helm zerschmetterte und ein faustgroßer, armlanger Eiszapfen von Sam das Herz des Kriegers durchbohrte. Dessen Schmerzensschrei verstummte abrupt und sofort hörte er auch auf zu zucken und regte sich nicht mehr. Gerade in diesem Augenblick hörten sie eine riesige Explosion jenseits des Walls und fürchteten ein feuerrotes Inferno zu sehen, doch stattdessen schlug nur wenige Meter hinter ihnen ein gigantischer Blitz in den Boden ein und tauchte die Nacht in ein gespenstisches Licht. „Boreas, Ciara“, brüllten Raso und Sam gleichzeitig, während sie panisch über den Steinwall hechteten. Sie erblickten zuerst Boreas, der schwer verwundet an einen Baum angelehnt lag. Dicke Schweißperlen rannen ihm vor Schmerzen das Gesicht herab und tropften auf sein blutverschmiertes Gesicht.
Ciara war ebenfalls schwer getroffen und hielt sich nur mit sichtlicher Mühe auf den Beinen, doch all das war kein Vergleich zu den beiden Magiern. Sie waren so schrecklich entstellt, dass man sie nur noch schwer als Menschen ausmachen konnte. Rings um die beiden war die Erde pechschwarz und sie selbst schwer verbrannt, ihre dunklen Körper strömten den berstigen Geruch verbrannten Fleisches aus. Chas und Gherr folgten ihnen humpelnd auf die Ebene vor dem Wall, während Sam bereits dabei war die Verwundeten zu heilen. Er selbst hatte glücklicherweise nichts abgekriegt, ebenso wenig wie Raso. Doch Gherr, Chas und Boreas waren schwer und Ciara leicht verletzt. Raso und Sam kümmerten sich um die Verwundeten, bevor sie schließlich die Leichen der Feueradepten begruben, alle Spuren eines Kampfes so gut wie möglich verwischten und zurück zu ihrem Lager gingen.

„Ruhen wir uns etwas aus“, meinte Chas mit schmerzverzerrtem Gesicht. „Wir haben alle Bastarde erwischt, mit Sicherheit war das nur ein Spähtrupp“. Sam zuckte unwillkürlich auf. Haben wir wirklich alle erwischt? Waren es nicht zehn Krieger? Hier liegen aber nur neun Leichen. Hm, Chas wird sich wahrscheinlich geirrt haben, dachte Sam und vergaß im selben Moment, dass er gerade noch drüber nachgedacht hatte. Raso nickte Chas zu. „Das denke ich auch, selbst wenn das nichts Gutes verheißt, dass das Feuerreich Späher in das Windreich entsendet“. Alle schwiegen doch in ihren Gesichtern war die gleiche Furcht zu lesen: das erneute Aufflammen des „Roten Kreuzzuges“, des schrecklichsten Krieges, der Weyard je heimgesucht hatte. Sie rückten näher ans Feuer und zum Schutz schuff Sam erneut einen riesigen Steinwall um sie herum, diesmal allerdings formte er ihn wie ein Zelt und ließ nur ganz oben eine Öffnung frei. Er rundete ihr Zelt ab, indem er die Erde um das Zelt herum stetig anhob und so den Eindruck eines Hügels schaffte.
Zusätzlich ließ er auf dem eben neu geschaffenen Hügel Gräser und andere Pflanzen wachsen, um den Hügel natürlicher aussehen zu lassen. Chas versorgte unter ständigem Husten und Keuchen seine Wunde, Ciara half ihm dabei. Nach getaner Arbeit fiel Chas sofort um vor Erschöpfung, Boreas und Gherr taten es ihm gleich, wenig später folgte Ciara; die schweren Verletzungen forderten schließlich ihren Tribut. So saßen nur noch Raso und Sam am Feuer und hielten Wache. Das Feuer flackerte wild und warf lange Schatten auf die Erdwände ihres Zeltes. „Du hast gut gekämpft Raso, du wurdest wirklich vorbildlich ausgebildet“, sagte Sam schließlich nach einiger Zeit, um die ihm unangenehme Stille zu unterbrechen.

„Du auch Sam, du auch“, erwiderte Raso das Lob mit heiser Stimme. „Ich wäre auch gern ein Adept wie die meisten von unserer Gruppe, aber so bin ich zusammen mit Gherr der einzige, der nur mit Waffen kämpfen kann“, fuhr Raso fort während er sich mit seinen kräftigen Händen den verspannten Nacken massierte. Sam sah ihn ernst an: „Ein Adept zu sein bringt einem nicht nur Vorteile. Anders als in Denuo, wo jeder Bewohner auf seine Weise in der Lage ist Psyenergie einzusetzen, ist das in anderen Städten und Dörfern nicht der Fall. Als Chas und ich früher auf Missionen in andere Städte gesendet wurden, bekamen wir keine warmherzigen Blicke, keine Dankesreden, keinen netten Empfang. Die Menschen hassten uns, Raso, egal wo wir waren. Die Alchemie, so viel Fortschritt sie gebracht hat, so viel Leid und Zerstörung gingen einher mit ihr. Es gibt immer weniger Adepten und immer weniger Orte an denen sie friedvoll leben. Also schätz dich glücklich, dass du ein normaler Mensch bist“, sagte Sam lachend.
„Ja, du hast wahrscheinlich Recht Sam, ich sollte mich glücklich schätzen“, antwortete Raso abweisend und starrte gedankenverloren in das lodernde Feuer vor ihnen. Die Verartzteten schliefen bereits alle und auch Sam und Raso spürten die zunehmende Müdigkeit. Raso legte sich schließlich ebenfalls hin und nachdem Sam ihren Schutzwall nochmal einer Überprüfung unterzogen hatte, fiel auch er um und schlief samt Rüstung ein.

Nicht weit von der Gruppe entfernt, saß der zehnte Feueradept auf einem Baum und beobachtete, wie unablässig Rauchschwaden aus dem künstlich geschaffenen Hügel vor ihm austraten. Das Versteck war raffiniert geschaffen worden. Hätten sie das Feuer gelöscht, wäre dieser künstlich entstandene Hügel noch weniger aufgefallen. Er verspürte keinen Hass, obwohl seine Kameraden vor seinen Augen in Sekunden ausgemerzt wurden. Er verspürte vielmehr Angst davor, zurückzukehren und den Fehlschlag der Mission seinen Vorgesetzten berichten zu müssen. Mit leeren Händen konnte er einfach nicht nach Hause zurückkehren, dann würde ihn ein ähnliches Schicksal wie seine Kameraden ereilen.
Doch diese Gruppe war stark, sehr stark und wahrscheinlich würden sie eine ganze Kompanie Feuerkrieger benötigen. Die beiden Adepten, die ihre Kräfte versteckten, machten ihm besonders große Sorgen. Auch wenn sie fast meisterhaft versuchten hatten, den Fluss an Psyenergie zu stoppen, hatte er sie entlarvt, nur trug das nicht dazu bei, seine Sorgen zu mildern. Nachdenklich kratzte er sich mit seinen kräftigen Häden die Stirn. Neben ihm tauchte urplötzlich eine weitere Gestalt auf, die in ihrer Kleidung sehr dem Feueradepten ähnelte, der auf dem Baum saß. Die Gestalt verharrte in gebeugter Haltung, so als erwarte sie etwas. „Ihre Anweisungen lauten, Captain?“, fragte die Stimme, die einer jungen Frau gehörte. Der Feueradept auf dem Baum bewegte sich kein Stück und starrte weiterhin auf den Hügel, nur seine Lippen begannen sich zu bewegen. „Alle Truppen sollen sich bereithalten und auf weitere Befehle warten. Informiere das Oberkommando darüber, dass ich hier einen Elitetrupp Feueradepten brauche, um diese Gruppe da unten auszuschalten.“
Die Gestalt verharrte, wirkte aber sichtlich irritiert. „Der einzige Elitetrupp, der momentan nicht im Einsatz ist, sind die Drachenadepten aus Prox. Ich denke nicht, dass ihr Wunsch Gehör finden wird, aber ich werde mein Bestes geben, Captain Briareos.“ Briareos nickte nur stumm und im gleichen Moment war die Gestalt auch schon verschwunden. Drachenadepten, wie er sie hasste, Überbleibsel dieses vermaledeiten Hagartio. Überhaupt hasste er Prox und den Norden. Er arbeitete lieber in den wäldlichen Regionen in Angara. Er seufzte und machte sich wenig später auf, der Frau zu folgen.

Der Mond warf riesige Schatten auf das Schloss, welches mitten in einem Wald lag und doch keinerlei Leben hier zu existieren schien. Alex humpelte den Weg entlang, welcher geradewegs aus dem Schloss führte und in mehreren Abzweigungen in Richtung des Waldes mündete. Sein Schwettarm war von einer tiefen Wunde überzogen, unfähig sein Schwert länger halten zu können und in seinem linken Bein steckte ein pechschwarzer Pfeil, dessen Spitze sein Bein trotz Schutz durchbohrt hatte. Wie vor einiger Zeit Fürst Grenau, war nun der zweite von insgesamt sieben durch seine Hand gefallen.
Er hatte gehofft hier Antworten zu finden, Antworten auf viele unerklärliche Dinge, die in letzter Zeit statt gefunden hatten. Er hatte gedacht, dass sein Leben damals, vor langer Zeit, ein jähes Ende gefunden haben sollte, damals auf dem Aleph-Berg. Doch er lebte und nur ein einziger Gedanke kreiste seitdem in seinem Kopf. "Finde und töte die Fürsten der Schatten Alex, töte sie und dir wird vergeben." Er hatte versucht ihn zu verscheuchen, hatte versucht einen klaren Kopf zu bekommen, doch je mehr er sich zu erinnern versuchte, desto schmerzvoller wurde es. Antworten hatte er hier ebenso wenig erhalten, wie bei Fürst Grenau, im Gegenteil. Was er wußte war nicht viel und er dachte jede frei Sekunde über diese wenigen Dinge nach, als wollte er sie nicht freigeben. Zunächst einmal hatte ihn der Alte Weise benutzt, doch nicht nur ihn.

Es war ihm nie darum gegangen, die Entfachung der Leuchttürme zu verhindern. Er hatte ihm versprochen, sollte er die Leuchtfeuer entzünden, würde wieder Frieden in Weyard einkehren, den Frieden den er sich schon seit so langer Zeit herbeigesehnt hatte. Die Macht der Goldenen Sonne hätte ihm zu diesem Ziel verhelfen sollen, doch er hatte sie nicht bekommen. Damals auf dem Berg hatte er sein Ziel aus den Augen verloren, die greifbare schier unendliche Macht hatte ihn schwach gemacht. Aber der Alte Weise hatte ihn betrogen, er hatte ihm seine Macht genommen. Für einen kurzen Moment fühlte er die wohlige Wärme der Sonne, die immense Macht, die sie ausstrahlte. Doch das währte nur für einen Bruchteil einer Sekunde. Als er spürte, wie diese Kraft ihn verließ, regelrecht aus ihm rausgesaugt wurde, verspürte er zum ersten Mal in seinem Leben tiefe Leere und nichts hatte sie seitdem zu füllen vermocht. Und er schlief, er schlief Monate, Jahre, Jahrhunderte lang, die Zeit verstrich und ein Liedschlag kam ihm vor wie eine halbe Ewigkeit. Doch plötzlich, auf einmal wurde er in die nackte, kalte Welt zurückgeworfen.

Seitdem war einige Zeit ins Land gegangen er hatte erfahren, dass die einstigen Helden und Widersacher von ihm schon verstorben waren und ihre Nachfahren in einem recht abgelegenen Dorf lebten - Denuo. Eines Nachts schließlich hatte er einen Traum, eine Stimme, die er nicht zuordnen konnte, versprach ihm Vergebung, Verzeihung seiner Sünden. Dafür sollte er nur eine Sache tun, die Fürsten der Schatten töten, jeden einzelnen. Viele unschuldige Menschen ließen damals ihr Leben für seinen Irrglauben und er fühlte sich schuldig, er fühlte sich verantwortlich für all diese Menschenleben. Jene besagte Stimme hatte ihn schließlich an einen Ort geführt, dessen Existenz er nie für möglich gehalten hätte. An diesem Ort befand sich ein riesiges Schloss, umgeben von kilometerlangen, nicht enden wollendem Ödland. Das Schloss war nichtsdestotrotz bewohnt wie er schnell feststellen musste. Scharen von Menschen, Ogern, Trollen und anderen Kreaturen liefen wie Ameisen geradewegs auf ihn zu, sie quetschten sich durch die turmhohen Tore, die für ihn wie die Pforten der Hölle schienen. Doch er stellte sich ihnen entgegen, obwohl es gut und gern an die tausend Krieger waren und er war siegreich. Der Rest des Schlosses war ihm nicht mehr in Erinnerung geglieben, doch wie jetzt, war er damals schwer verwundet aus dem Schloss entflohen. Der Tod eines sehr starken Mannes, vermutlich des Schlossherrn, blieb lediglich in seinem Gedächtnis.
Fürst Grenau, ja so hatte er sich bezeichnet, mehr noch er hatte sich als Adept ausgegeben, als Meister. Der Kampf gegen diesen Mann hatte ihn beinahe das Leben gekostet, denn er war mächtig gewesen, unglaublich mächtig. Zudem war seine Psyenergie, sollte er wirklich ein Adept gewesen sein, eine ihm unbekannte. Solange er gelebt hatte, war ihm niemals etwas derart böses, derart feindseliges begegnet. Der Kampf hatte das Schloss in seinen Grundfesten erschüttert und nach seinem siegreichen Ausgang war die Flucht vor weiteren unzähligen Monstern ein weiterer Kampf ums Überleben. Er rannte und rannte, daran konnte er sich noch erinnern, solange bis er wieder Tageslicht erblickte. Dann schwand sein Bewußtsein und er wachte erst viel später auf mitten in der Nacht.

In der nachfolgenden Zeit schlug er sich als Söldner durch, verdingte sich als Landarbeiter oder eskortierte reiche Händler, bis er schließlich von Denuo erfuhr und auf seinem Weg sich ihm zwei junge Adepten angeschlossen hatten, deren Leben er vor einer Horde Goblins gerettet hatte. Ihr Weg führte sie schließlich bis kurz vor Denuo, daran vorbei, bis sie endlich hier gelandet waren. Abermals hatte er keinen blassen Schimmer, wie sie überhaupt hierher gekommen warten, doch erneut erhob sich vor ihnen ein rabenschwarzes Schloss. Auch hier war ihm nicht alles in Erinnerung geblieben, an eine Sache, eine sehr schmerzvolle, erinnerte er sich jedoch nach wie vor. Die beiden jungen Adepten, die mit ihm gezogen waren, hatten in den unzähligen Gängen und Korridoren des albtraumhaften Schlosses ihr Leben gelassen. Abermals stellten sich ihnen gewaltige Horden entgegen, sodass sie in den schmaleren Gängen durch tiefschwarzes Blut wateten. Abermals erwartete sie ein unglaublich starker Schlossherr, der seine beiden Freunde in einem erbitterten Gemtzel niederstreckte. Zum ersten Mal hatte sich die Leere in ihm gefüllt und zwar mit Hass. Als er sah wie seine Freunde ihr Leben aushauchten, mit Tränen in den Augen und Furcht auf ihren Gesichtern, verlor er jede menschliche Regung.

Er tötete den Schlossherrn in einem Anflug aus Hass und blinder Tobsucht, unfähig dessen Namen zu erfahren oder Antworten zu erhalten.
So saß er nun da, mitten in einem dunklen, verlassen Wald und sein eigenes Blut rann in Strömen. Sollte er seine Blutung nicht bald stoppen können, wäre Verblutung sein Tod; und sterben wollte er nicht, zumindest nocht nicht. Diese fremden Orte, diese Menschen, Monster, diese Fähigkeiten und Techniken die sie besaßen, all das war für ihn wie ein einziger Traum und er drohte in ihm verloren zu gehen.

Die Kunde des zweiten toten Fürsten erreichte Shagon wenig später und er fluchte laut. "Verdammt, diese nichtsnutzigen Adeligen. Lassen sich einfach abschlachten wie dämliches Vieh und das von einem einzelnen Mann!" Erst Fürst Grenau, nun Fürst Odar, wenn sich das so fortsetzte bekamen sein Meister und er bald Schwierigkeiten und zwar ernsthafte. Umso schlimmer war es, weil er eigentlich einer ganz anderen Sache nachgehen wollte, der Ermordung seiner Mutter und vielen Clanangehörigen der Scragals. Auch wenn schon lange nicht mehr dazugehörte und ein Ausgestoßener war - ein Clanmitglied auf Grund seines Blutes blieb man aber sein Leben lang, verbannt von den anderen hin oder her. Die Welt war im Wandel, dass spürte er und gerade jetzt war Shagon schon genug abgelenkt und konnte sich nicht auch noch um diesen Alex, wenn er denn wirklich so hieß, kümmern. Allerdings konnte er diesen Auftrag auch niemandem anders erteilen, dafür war dieser Alex zu gefährlich. Shagon seufzte und sah noch wie plötzlich fünf maskierte Männer auf ihn zustürmten, die erhobenen Fäuste im Anschlag. Blitzschnell sprang er den vordersten an und schickte ihn mit einem Handkantenschlag ins Reich der Träume. Dem zweiten verpasste er einen gezielten, seitlichen Schlag auf die Schläfe, wodurch dieser sofort bewusstlos zur Seite kippte.

Die verbleibenden vier umkreisten ihn nun und schlugen wie auf Kommando gleichzeitig zu. Shagon streckte nur einen Bruchteil einer Sekunde vor ihnen seine beiden Hände auf den Boden und löste eine so enorme Druckwelle aus, dass alle vier maskierten Männer jeweils gut zwanzig Schritt weit geschleudert wurden. Shagon richtete sich auf, reckte sich und blickte auf den Mann, der etwas erhöht auf einem Stuhl saß und mit aller Seelenruhe den Kampf beobachtet hatte. Er klatschte mit seinen faltigen Händen und obwohl sein Gesicht hinter einem Tuch verborgen war, merkte man ihm sein fortgeschrittenes Alter an. Der alte Mann erhob sich und sah ihn direkt an: "Hervorragend Shagon, dein Training ist für heute beendet."

Alex erwachte schweißgebadet mit pochendem Herzen in mitten einer endlos weiten grünen Wiese. Bei dem Versuch sich aufzurichten bescherte ihm sein Kopf furchtbare Schmerzen, sodass er es fürs erste vorzog einfach liegen zu bleiben. Als Alex bemerkte, dass seine gesamte Kleidung sich dunkelrot gefärbt hatte, stieg Panik in ihm auf, bis er feststellte, dass das Blut längst getrocknet war. Ein wenig erleichtert ließ er seinen Kopf wieder langsam in das weiche Gras sinken. Erst jetzt wurde ihm richtig bewußt, dass es tiefste Nacht war und ihn ein bisschen fröstelte. Als er nach oben sah, wurde ihm jedoch ein wenig warm ums Herz, denn der Sternenhimmel funkelte in einer so unbeschreiblich schönen Art und Weise, dass er nicht aufhören konnte in dieses unendliche Lichtermeer zu schauen.
Er konnte nicht genau sagen, wie lange er letztendlich dort gelegen hatte, nur, dass gegen Morgengrauen seine pochenden Kopfschmerzen nachließen und er sich aufmachte - wohin wußte er auch noch nicht, er ging aufs geratewohl dem Sonnenaufgang entgegen. An einem kleinen Bach mit eisigem Wasser wusch sich Alex den Schmutz aus seinen Haaren und das Blut aus seiner Kleidung, die inzwischen recht zerfetzt aussah und bald neuer Kleidung weichen würde. Das Wasser fühlte sich unglaublich gut an, kalt aber erfrischend, belebend; er fühlte wie neue Kraft, neue Energie in seinen ausgelaugten Körper strömte und ihn bis in die letzten Winkel erfüllte.

Captain Briareos, seines Zeichens Kommandeuer eines Teils der Streitkräfte des Feuerreiches, saß in dem provisorisch eingerichteten Zelt, unweit von der Stelle an dem Sam in der Nacht zuvor einen künstlichen Hügel geschaffen hatte. Briareos gähnte herzhaft und saß recht gelangweilt in seinem Stuhl, in Erwartung an die Antwort auf seine Bitte bezüglich eines besonders kampfstarken Trupps. Wenn er eine Sache gelernt hatte, dann diese fremden Adepten nicht zu unterschätzen, die Nacht zuvor war dies neun Feueradepten zum Verhängnis geworden. Fassen konnte er die Geschehnisse der vergangen Nacht nach wie vor nicht, das machte diese merkwürdigere Gruppe jedoch nur noch interessanter. Er hatte sofort bemerkt, dass diese Gruppe von Adepten keiner regulären Armee entstammten, dafür sprach zum Beispiel, dass sie keine einheitliche Kleidung trugen und völlig unterschiedliche Kampfstile, sowie Psyenergie einsetzten. Aus diesem Grund war er eigentlich nicht wirklich daran interessiert, diese Gruppe ins Jenseits zu befördern, wie ihm das Oberkommando befohlen hatte. Abgesehen davon waren viele in dieser Gruppe noch sehr jung und obwohl er keine Befehle in Frage stellte, kamen ihm jetzt Zweifel auf.
Im Moment war das aber sowieso egal, war die Gruppe doch mitten in der Nacht aufgebrochen und entkommen. Seitdem hatte er sie aus den Augen verloren, was ihm insgeheim auch ganz recht war.
Beinahe wäre er eingenickt, doch plötzlich stürmte ein sichtlich aufgebrachter junger Soldat in sein Zelt und salutierte. "Abend, Captain. Ich ... hab leider schlechte Nachrichten für sie, es ... es gab einen Aufstand im Inneren des Feuerreiches. Die Drachenadepten ... sie haben in unserer Hauptstadt schrecklich gewütet und die Führung übernommen. Es tut mir unglaublich leid Captain, aber ihre Frau ... sie ... sie ist tot. Ich ... ich bitte untertänigst um Verzeihung."
Der Soldat fiel auf die Knie und Tränen stahlen sich aus seinen Augen, sein Kopf senkte er vor Scham.
Briareos sah den Soldaten eine ganze Minute schweigend an, seine Lippen wirkten wie versiegelt. Schließlich brachte er ein Wort, sogar einen kurzen Satz heraus. "Meine ... meine Frau ist tot, sagst du?" Der Soldat nickte nur stumm mit seinem Kopf, unfähig seinen geschätzten Captain anzuschauen.
Der nachfolgende Schrei Briareos sollte später einmal in die Geschichte eingehen, als das traurigste und zugleich grausamste Geräusch, ein markerschütternder Klang dessen Gewalt alles und jeden überwältigte und in die Knie zwang, der dieses fürchterliche Geräusch vernahm.

Sam, Chas und die anderen ihrer Truppe waren bereits seit den frühen Morgenstunden wieder unterwegs. Ihr Fluggerät, für das Chas immer noch keinen richtigen Namen gefunden hatte, war bei dem Überfall der Feueradepten zerstört worden. Da ihnen zudem das nötige Werkzeug zur Reparatur fehlte, hatten sie beschlossen es zurückzulassen und zu Fuß weiterzugehen.
Da Denuo auf den Ruinen Vales erbaut wurde, war ihr erstes großes Ziel die Stadt Vault, die südlich von Denuo lag. Während des "Goldenen Zeitalters" hatte der Wohlstand fast überall zugenommen, neue Dörfer sprossen aus dem Boden, kleine und abgelegene entwickelten sich zu prachtvollen Städten und Tolbi wurde das neue Zentrum der Welt, vor allem nachdem Isaac es um das nahezu zehnfache im Laufe seines Lebens vergrößert hatte.

Sam starrte gen Himmel und wischte sich den Schweiß von seiner Stirn, der dank der mörderisch heißen Mittagssonne in Strömen floss. Es ärgerte ihn, dass sie ihr Fluggerät - ein endgültiger Name ließ nämlich weiterhin auf sich warten - zurückgelassen hatten und ihnen somit wertvolle Zeit verloren ging. Zeit, die sie nicht hatten. Die Hoffnung, ihre Väter in absehbarer Zeit zu finden, erlosch zunehmend, die Reise zermürbte und stellte ihn auf eine harte Geduldsprobe.
Boreas kam mit langen Schritten angelaufen und versuchte mit Sam Schritt zu halten, während er ihn mit fragender Miene ansah. "Sag mal Sam, in welchem Jahr befinden wir uns eigentlich genau", wollte Boreas wissen und blieb stehen um Sams Antwort abzuwarten. Der überlegte nicht lange, sondern deutete nur mit einem Nicken auf Chas, der die Frage gehört hatte und sich angesichts Sams Unwissenheit ein Lächeln nicht verkneifen konnte.
Er holte aus seinem Rucksack ein Stück altes, muffiges Papier, auf dem eine Art Zeitstrahl zu erkennen war. Neugierig kam Boreas näher und schaute sich das Wirrwar an Strichen, Punkten und anderen Zeichnungen an und runzelte nur verwirrt die Stirn.
Chas bemerkte, dass Boreas nicht wirklich durchsah und hob die Stimme zu einer Erklärung an: "Ich fange mal in der Mitte an, bei dem Jahr 0. Das Jahr 0 wird im Allgemeinen als Jahr der Wende bezeichnet. Es kennzeichnet ungefähr die Geburt einiger der Helden, die in die Geschichte für ihre herausragenden Taten eingegangen sind.
Man brauchte einen Anfang und so bot sich die Geburt als idealer Ausgangspunkt. Den ersten Vermerk auf diesem Zeitstrahl siehst du ganz links. Man nimmt an, dass sich ungefähr im Jahr 1000 vor der Wende die vier Reiche gebildet haben. Es gibt leider keine genauen Überlieferungen, daher ist dies nur eine Schätzung und sehr wahrscheinlich nicht hundertprozentig richtig. Das nächste Ereignis, das in die Geschichte eingegangen ist, fand im Jahr 780 vor der Wende statt: der "Rote Kreuzzug", einer der brutalsten, wenn nicht sogar der schlimmste Krieg, der jemals über Weyard hinwegfegte.
Der Zerfall der vier Reiche kurz vor der Wende makiert schließlich das letzte nennenswerte Ereignis. Ab dem Jahr 0 bis hin zum Jahr 400 nach der Wende, spricht man vom "Goldenen Zeitalter", der Blütezeit Weyards. Mein Bruder Shagon, sowie meine Schwester Raiya und ich selbst wurden im letzten Jahr des "Goldenen Zeitalters" geboren, wie du hier sehen kannst. Im Jahr 405 nach der Wende wurde Sam geboren, deshalb hab ich das hier vermerkt.
Und schließlich die Neubildung der Reiche in den Jahren 416 und 417 nach der Wende, das letzte große Ereignis. Momentan befinden wir uns im 421. Jahr nach der Wende und wie du schwer übersehen kannst: wir haben Sommer", sagte Chas mit verschmitztem Grinsen. "Das war es eigentlich auch, ich hab lediglich eine kleine Auswahl an Ereignissen hier vermerkt, wenn du detailierte Informationen willst, solltest du einen Gelehrten der Geschichte aufsuchen", fuhr er fort.
Boreas nickte ihm freundlich zu: "Nein, ich denke, dass wird nicht nötig sein, vielen Dank für den Einblick", gab er freundlich zurück und gesellte sich zu Ciara, die den kleinen Tross an der Spitze anführte.
Die Sonne war bereits am Horizont verschwunden und erste Sterne zeigten sich zaghaft, als die Gruppe um Chas und Sam ihr Lager aufschlug. Bis nach Vault war es wohl noch ein Stück, wenn sie dieses Tempo durchhalten würden, ständen ihre Chancen nicht schlecht, Vault in einer Woche zu erreichen.
Sam wurde zum Holzsammeln abgestempelt, Raso und Gherr sollten etwas zum Füllen ihrer hungrigen Mägen finden, während sich Chas mit den anderen besprach und ihr weiteres Vorgehen plante.
Das gesammelte Holz zündete Chas schließlich mit einem Wink seines Fingers an und briet die zwei, von Gherr erlegten Hirsche, bis sie saftig und zart waren.
Nachdem sie gegessen und das Feuer gelöscht hatten, fielen fast alle, auch dank des guten Essens, um vor Müdigkeit und sanken schnell in einen tiefen Schlaf, sodass es niemanden störte, dass Sam lautstark schnarchte, selbst Chas nicht, der als einziger noch wach war. Das Training im Gebirge hatte seine Kondition mehr gesteigert, als er vermutet hätte, ebenso überraschte ihn das Durchhaltevermögen der anderen. Chas drehte sich auf den Rücken und schaute geradewegs den funkelnden Himmel an. Wunderschön: anmutig und beruhigend zugleich, dachte er, als er die strahlenden Punkte am Firmament ausmachte. Die Luft war klar und von einer leichten eisigen Kälte durchzogen, trotz des Sommers. Chas zog seine Decke ein wenig höher und merkte, wie auch seine Lider zunehmend schwerer wurden. Schließlich nickte er ein und begann wie auf Befehl, Sams Schnarchkonzert zu unterstützen.

Man merkte Angara die Veränderungen an, die das Wasserreich mit sich gebracht hatte. Die Stadtmauern, die Straßen, selbst die Häuser wurden mit unterschiedlich blauen Steinen verziert, dunkelblaue Fahnen säumten die Straßen und wechselten sich mit Laternen ab, die durch die Alchemie in einem grellen Blau leuchteten und so Abends die Straßen erhellten.
Nachdem Sam, Chas und die anderen zunächst erfolglos in Richtung Norden gezogen waren, näherten sie sich nun den Stadtmauern von Vault. Ein ehemals kleines Dorf, was sich jedoch im Laufe der Zeit zu einer pulsierenden Hafenstadt gemausert hatte.
Die Flüsse waren verbreitert worden, sodass sie nun unmittelbar an Vault grenzten und den direkten Schiffsverkehr mit Kalay ermöglichten, das etwas weiter südlich lag. Da Vault direkt im Herzen von Angara lag und es fast nirgends sicherer war als hier, konzentrierte sich das Gewerbe ausschließlich auf den Handel mit Naturalien, Kostbarkeiten und Gebrauchsgegenständen; Waffen, Rüstungen und dergleichen wurden so gut wie nicht gehandelt was Chas besonders ärgerte, da die gesamte Ausrüstung dringend einer Reparatur bedurft hätte und die einzige Schmiede nur für die Instandsetzung der Ausrüstung der Stadtwachen verantwortlich war.
Sie ruhten sich in einem Inn aus, nicht weit vom Hafen entfernt, welches den passenden Namen "Zur Goldenen Sonne" trug und erhielten am nächsten Morgen Informationen und Berichte von zwei Personen, die auf Georg und Marius perfekt zutrafen. Ein älterer Herr, der als Fischer sein ganzes Leben in Vault verbracht hatte, erzählte ihnen, dass zwei Herren vor nicht allzu langer Zeit ein Schiff nach Kalay genommen hatten.
Sie hatten sich bei ihm erkundigt und er hatte ihnen eine preiswerte Überfahrt verschafft. Der alte Herr beschrieb die beiden als nette und zuvorkommende Menschen, bemerkte aber die wutverzerrten Gesichter und fragte nach dem Grund. Als Chas nur mit dem Kopf schüttelte, zuckte der Alte bloß mit den Schultern und widmete sich wieder seiner Fischsuppe.
Sie trennten sich und kauften Proviant ein, sammelten weitere Informationen oder sahen sich den Kern Vault's an. Am Abend trafen sie sich im Inn "Zur Goldenen Sonne" und tauschten die Informationen bei saftigem Braten, herzhafter Suppe, sowie Brot und Bier aus.
Boreas und Ciara hatten sich bereits zu Bett begeben, sodass sich nur noch Chas, Sam, Raso und Gherr in dem schummrigen Raum aufhielten und das weitere Vorgehen besprachen. "Wir sollten morgen früh aufbrechen und das Schiff nach Kalay nehmen", sagte Gherr gerade. "Sofern sich der alte Mann nicht geirrt hat", gab Chas zu Bedenken. "Der Zufall ist gering, aber wenn der alte Mann sich irren sollte, verlieren wir viel Zeit und Zeit ist das einzigste, was wir nicht haben."
"Außer dem alten Mann können sich aber noch ein paar weitere Personen an Georg und Marius erinnern. Ich denke wir sollten morgen nach Kalay aufbrechen", sagte Sam mit gähnender Stimme. Chas nickte ihm nach einigem Überlegen schließlich zu: "Gut, dann ist das beschlossen. Ich schlage vor, dass wir früh zu Bett gehen, damit wir morgen ausgeruht sind. Mir wurde ebenfalls gesagt, dass Kalay die besten Schmiede ganz Angaras beherbergen soll, wir werden also aller Vorraussicht nach dort unsere Ausrüstung reparieren lassen."
Die anderen nickten ihm müde zu und Chas musste unwillkürlich grinsen. Die Reise ist anstrengender als ich dachte, aber kein Wunder, so viel wie wir in den letzten Tagen unterwegs waren. Die Überfahrt wird uns gut tun und eine willkommene Abwechslung sein.
Mit diesen Gedanken drehte er sich auf die Seite, hörte noch wie Raso im selben Raum einige Schritte entfernt ungeniert ein paar Darmwinde entließ und schlief mit einem Schmunzeln auf dem Gesicht nach einer Weile ebenfalls ein.

Tvash saß gebeugt in seinem Stuhl und überblickte die Karte die vor ihm auf dem hölzernen Tisch lag und Weyard zeigte. Die Revolten im Feuerreich, das im Norden Angara's lag, waren besser ausgefallen als er sich gedacht hatte. Im Feuerreich hatten zwei grundverschiedene Kasten das Sagen. Den mutigen und tapferen Kriegern, deren beste Männer Drachenadepten genannt wurden standen die hinterlistigen Magier und deren Elite, die Flammenmagiern gegenüber.
Von allen Reichen war das Feuerreich am anfälligsten für Revolten, Kriege und dergleichen. Darum hatte Tvash hier zuerst ein bisschen nachgeholfen.
Was die anderen Reiche anging würde als nächstes das Windreich folgen. In früheren Jahren hatte das Reich einen Landrat besessen, der jedoch wenig später aufgelöst wurde und sich mittlerweile drei große Clans die Macht teilten, stets bereit, dem anderen Macht abzuknöpfen. Durch Bestechungsgeld, falsche Schuldzuschiebungen und Versprechen konnte hier viel erreicht werden was Tvash seinem Ziel näher brachte.

Das größte Problem würde das Erdreich werden, da es einfach zu viele Stämme gab und sich die Machtverhältnisse zu unregelmäßig änderten; ja, das Erdreich würde er als letztes betrachten. Womit als drittes nur das Reich des Wassers in Frage kam. Tvash stöhnte unwillkürlich auf und rieb sich mit seinen Handflächen die müden Augen. Er machte sich keine Illusionen, um Chaos im Wasserreich zu verbreiten musste er zuerst die führenden Köpfe ihrer Regierung ausschalten, was sich als mühsam und zeitaufwändig heraustellen würde.
Er stand auf und sah sich in einem großen, schmutzigen Spiegel an. Die Krankheit forderte ihren Tribut uns er sah schlechter denn je aus. Sein Gesicht wirkte ausgemergelt und blass, die Arme hingen schlaff und dünn herunter und das Haar fiel ihm langsam aber sich aus - schneller, als es in seinem Alter üblich war.
Plötzlich krümmte er sich, würgte und kurz darauf übergab er sich und abermals floß eine pechschwarze Flüssigkeit aus seinem Mund.
Es wird eng, sehr eng, dachte er nicht zum ersten Mal und ließ sich erschöpft in seinen Sessel fallen.

Die Fahrt nach Kalay verlief ohne nennenswerte Probleme. Die Zeiten, in denen die Schiffe noch von Seemonstern angegriffen wurden, waren seit geraumer Zeit vorbei und die Schiffsreisen wurden wieder sicherer.
Die Mittagssonne brannte auf das hölzerne Deck des Schiffes und Sam, Chas und die anderen waren unter Deck in ihre Kojen geflüchtet, sodass sie nichts von der wunderschönen Uferlandschaft um sie herum bemerkten, die mit satten Wäldern und Wiesen geschmückt war.

Gegen Abend erreichten sie schließlich die nächste Etappe auf ihrer Reise: die Hafenmetropole Kalay. Kalay hatte im Laufe der Zeit vor allem durch die regelrechte Expansion Tolbi's profitiert, das sich unter dem Helden Isaac um das nahezu zehnfache vergrößert hatte und unangefochten Dreh-und Angelpunkt Angara's war. Streng genommen lag Tolbi auf gondowanischem Boden, allerdings bildete erst das Gebirge weiter im Süden die wirkliche Grenze zwischen dem Wasser-und Erdreich, sodass noch ein kleiner Teil an Landmasse von Gondowan zum Wasserreich gehörte. Die besten Gelehrten Weyard's kamen hier zusammen um die Alchemie zu erforschen, die mutigsten Kämpfer bestritten Wettkämpfe im Kolosseum und die Händler bevölkerten die riesigen Straßen wie kleine Ameisen und boten die seltensten und erlesensten Waren feil.
So wirkte Kalay wie ein kleiner Bruder, der im Schatten des Erstgeborenen stand, dennoch hatte sich auch hier eine recht breite wohlhabende Schichte gebildet, weshalb sich der Neid in Grenzen hielt.

Die Gruppe um Sam und Chas hatte den Hafen hinter sich gelassen und befand sich auf dem Weg zum besten Schmied der Stadt, der auf den Namen Torgal hörte. Torgal's Schmiede befand sich nicht weit entfernt von Stadtkern, war im Vergleich zu benachbarten Prachtbauten jedoch recht bescheiden eingerichtet. Er saß unweit der Esse und starrte in die funkelnde Glut, die sein Gesicht gespenstisch beleuchtete und ihm einen fast wahnsinnigen Blick bescherte. Torgal war ein Mann um die Vierzig, mit dunklem Vollbart und kräftigen, muskelbepackten Armen, die von seiner harten und anstrengenden Arbeit zeugten.
Er musterte die Neuankömmlinge mürrisch mit hochgezogener Augenbraue, sagte aber weiter nichts. Chas trat einen Schritt nach vorn und reichte ihm eine Hand: "Schönen guten Tag, Meister Torgal. Wir kommen auf Empfehlung unseres Kapitäns und benötigen dringend eine Reparatur unserer Ausrüstung. Die Bezahlung ist gut", fügte Chas mit einem Lächeln hinzu.

"Wie viele Teile insgesamt?", brummte Torgal nur als Antwort. Chas drehte sich kurz um und sprach mit Sam, während er im Kopf die Liste durchging.
"Insgesamt sind es zwei Brustpanzerungen, ein Morgenstern, ein Speer, sowie zwei Kurzschwerter. Von den Panzerungen ist eine ein Kettenhemd, falls das eine Rolle spielt."
Sie legten die besagten Teile vor Torgal auf einen riesigen Eichenholztisch und warteten geduldig auf eine Antwort. Der sah sich alles an und brummte schließlich: "Das meiste krieg ich wohl hin, aber die beiden Schwerter und die Panzerung von dem Riesen da ... das wird nichts, weil mir die Materialien fehlen. Falls ihr auf der Durchreise nach Tolbi seit, schaut euch dort noch einmal um. In Tolbi sollte es eigentlich Schmieden mit den passenden Werkzeugen und Materialien geben."

Nachdenklich besah er sich Chas Kurzschwerter und Sam's Brustpanzer. "Diese Schwerter sind uralt und heutzutage ein Vermögen wert. Mir ist auch so, als ob ich die schon einmal gesehen hab, nur wo?
Zum Beispiel dieser Panzer hier, er besteht aus einem Material was federleicht, zugleich aber steinhart ist. Sowas wird heutzutage kaum noch verwendet, weil die Herstellungskosten immens sind. Normalerweise schmieden wir mit Eisen, Stahl und verschiedenen anderen Stoffen. Aber ... eine so hoch entwickelte Schmiedekunst sieht man nicht oft, zumal die Reparatur ebenfalls fast unbezahlbar ist."

Torgal machte eine Pause und kratze sich an seiner bereits faltigen Stirn, während er überlegte, wie lange es dauern würde, die anderen Sachen auf Vordermann zu bringen. "Ich repariere was ich kann, für den Rest müsst ihr nach Tolbi."
Chas bedankte sich bei Torgal, während Sam die beiden Schwerter und die Panzerung an sich nahm und als letzter die Schmiede verließ.
Kaum waren sie gegangen, traten vier unterschiedlich große Zarku wie aus dem Nichts hervor und umzingelten Torgal.
Dieser hob nur leicht den Kopf und seufzte: "Ich hätte gern noch etwas mehr Zeit gehabt."

Kaum hatte er zu ende gesprochen, hob einer der am Rande stehenden Zarku blitzschnell seinen Arm an, ließ seine Hand nach vorn zucken, die von grellen, winzigen Blitzen umgeben war und schlug dann Torgal mit einem sauberen Seitenschlag den Kopf ab. Das Blut, das fontänenartig aus dem Kopf des Schmiedes schoss, traf keinen einzigen Zarku, sondern blieb an einem dünnen Wasserschild hängen, der sie alle fast unsichtbar umgab und tropfte schließlich auf den harten Steinboden.
Sie machten sich keine Mühe, die Leiche zu entsorgen, zumal es ohnehin zum Plan gehörte. Bald schon sollten Chas, Sam und die anderen wegen Mordes überall gesucht werden. Die Masken hüllten jede Emotion in einen tiefen Schleier und doch schien es als würde der kleinste Zarku grinsen, sich sogar freuen. Er ging einen Schritt nach vorn und sprach dann mit ungewöhnlich hoher Stimme: "Gebt Raso und Gherr Bescheid, sobald Meister Tvash das Zeichen gibt, geht's los."

Die anderen salutierten augenblicklich: "Jawohl, Sir!", und verschwanden noch vor seinen Augen. Der kleine Anführer schaute sich noch einmal prüfend um, trat verächtlich gegen Torgals entstellte Leiche und verschwand dann ebenfalls.


Der Bürgerkrieg hoch im Norden Weyards hielt weiterhin an, weder die Drachenadepten noch die Flammenmagier konnten einen eindeutigen Sieg erzwingen und langsam aber sicher machten sich die anderen Ländern kampfbereit. Die Aussicht auf einen komplette Aufteilung des Feuerreiches war gut, da der Bürgerkrieg das ohnehin schon marode Land nun vollends zu vernichten drohte.
Doch die Auflösung eines ganzen Reiches hätte fatale Folgen für die ganze Welt. Die Balance, das Kräfteverhältnis wäre verschoben und die Gier nach Macht und Besitz
erneut entflammt.
Shagons Meister hatte ihm eingeschärft, dass auch sein Vorhaben, seinen Vater zu finden, davon bedroht wurde. Also beauftragte er Shagon, die Heeresspitze beider Parteien zu eliminieren, um so eine Unterbrechung des Bürgerkrieges zu erzwingen.
Es war tiefste Nacht und Shagon saß ziemlich genau in der Mitte einer riesigen Landfläche, die auch Asche-Tal genannt wurde. Genau an den Seiten waren jeweils gigantische Heereslager aufgebaut, auf der einen Seite die Drachenadepten, auf der anderen die Flammenmagier.

Jedes Lager beherbergte gut und gerne an die Zehntausend Soldaten. Ein falscher Tritt bedeutete also den Tod und bevor Tvash nicht von seiner Klinge durchbohrt und getötet wurde, durfte Shagon nicht einen sinnlosen Tod sterben.
Sein Meister hatte ihm für diesen Auftrag ein wenig Hilfe verschafft, die er wiederum von den Schattenfürsten erhalten hatte. Wie Shagon, waren auch die drei Gestalten neben ihm Nachtwächter - ein bestimmter Rang innerhalb ihrer Organisation - was darauf schließen ließ, dass sie nicht gerade schlecht waren. Doch im Gegensatz zu Shagon folgten ihnen keine Dschinns, was ihre Kampfkraft erheblich einschränkte.
Shagon räusperte sich und ging auf die drei Nachtwächter zu: "Also, wie ihr vielleicht wisst, hat mir mein Meister das Kommando für diese Mission übertragen. Da wir den selben Rang bekleiden, verzichte ich darauf. Da wir sowieso in unterschiedliche Lager müssen, spielt es keine Rolle. Das bedeutet, dass ich alleine losziehen werde, während ihr zu dritt dem anderen Lager einen Besuch abstattet. Jedes Lager beherbergt genug Kampfkraft um euch tausende, qualvolle Tode sterben zu lassen. Seit also leise und bewegt euch stets im Schatten der Nacht, genau so wie ihr es gelernt habt."

Die anderen nickten ihm nur zu, in ihren Blicken lag eine gewisse Erfurcht, da ihnen die Wichtigkeit der Aufgabe bewußt war und auch etwas anderes, vielleicht Angst konnte man in ihren Augen erkennen.
"Ach ja, eins noch", sagte Shagon bevor er sich aufmachte, "versagt, überlebt und diese Mission war mit Sicherheit eure letzte."
Mit diesen Worten machte er sich auf, den Hang zum Lager der Drachenadepten zu erklimmen.

Die grausam zugerichtete Leiche des Schmiedes Torgal wurde drei Tage später im frühen Morgengrauen gefunden, als ein Kunde sein Schwert abholen wollte, welches er dort vor einer Woche zur Reparatur abgegeben hatte.
Augenzeugen konnten eine kleine Gruppe identifizieren, die wohl die letzten Kunden gewesen waren. Also richteten sich die Bemühungen des Bürgermeisters von Kalay darauf, diese bisher einzigen Verdächtigen aufzuspüren und zu befragen. Er hatte vorsorglich die Patrouillen innerhalb der Stadt verdreifacht, sodass an nahezu jeder Ecke eine Wache Ausschau hielt.
Sam, Chas und die anderen Mitstreiter hatten von dem ganzen Wirbel noch nichts mitbekommen, lediglich die erhöhte Zahl an Wachposten fiel ihnen unweigerlich auf.

"Wahrscheinlich kommt heute ein wichtiger Gast, bestimmt hoher Besuch wenn du mich fragst", sagte Chas gerade und nickte in Richtung einer Truppe von zehn Soldaten, die eilig im Gleichschritt in Richtung Marktplatz liefen.
Sam antwortete nur mit einem Achselzucken, er war mit seinen Gedanken gerade woanders, genauer gesagt plante er bereits den nächsten Schritt ihrer Reise. Sie waren mit Torgal um die späte Mittagszeit verabredet. Normalerweise dauerte die Reparatur länger als drei Tage, allerdings bezahlten sie gut und Torgal hatte einen anderen Auftrag eines heimischen Kunden beiseite geschoben, damit die Gruppe um Sam und Chas möglichst schnell nach Tolbi weiterreisen konnte.

Bis dahin blieb nur noch wenig Zeit, sodass Sam es für das klügste hielt, sofort zu dem kauzigen Schmied aufzubrechen, den er, obwohl erst einmal begegnet, gut leiden konnte. Er war kurz angebunden, wirkte grimmig, machte auf Sam aber einen recht sympathischen Eindruck. Genau genommen freute er sich auf die erneute Begegnung mit dem Schmied und nahm sich vor, Kalay später nochmals zu besuchen und Torgals Schmiede einen weiteren Besuch abzustatten.
Als er den anderen von seinem Vorgehen erzählte, rollte die breite Masse nur genervt mit den Augen, was seinem Gesicht ein fröhliches, breites Grinsen einbrachte. Das Ende vom Lied war, dass Chas als einziger mitkommen sollte, um die reparierten Sachen abzuholen. Derweil sollten Raso und Gherr sich am Hafen nach einer Überfahrt erkundigen; die Reparatur der anderen Sachen drängte und die Gruppe konnte sich keine weiteren Verzögerungen leisten.
Der Rest der Gruppe, bestehend aus Ciara und Boreas, wollte lieber im Inn rumfaulenzen also entließ Sam sie nur mit einer Handbewegung und der Bitte, keinen Mist zu bauen oder in irgenteiner Weise unangnehm aufzufallen.

Zur gleichen Zeit wurden vor den Stadttoren drei Menschen in seltsamer, aber einheitlicher Kleidung, tot aufgefunden mit teils tiefen Schnittwunden. Ein alter Schäfer, der auf dem Weg in die Stadt war, hatte die drei Leichen abseits des Weges gefunden, als eines seiner Tiere aus der Herde ausgebrochen war.
Nun rätselte der Hauptmann der Stadtwache über diese Vorkommnisse in letzter Zeit und überlegte, ob die beiden Morde in einem Zusammenhang standen, oder unabhängig von einander ausgeübt worden waren.
Die drei Männer waren wirklich seltsam gekleidet, vielleicht eine Art Sekte oder politisch aktive Organisation. Letzteres schloss er jedoch sofort aus, diese Kleidung hatte er immerhin noch nie zuvor gesehen und eine Organisation mit dieser Kleidung wäre ihm nicht unbekannt gewesen - blieb nur die Möglichkeit, dass sie einer Sekte angehörten. Ebenfalls aufallend war, dass die drei unterschiedlich groß waren, recht große Unterschiede, trotzdem nicht unterschiedlich alt wirkten, eher gleichaltrig. So eine Gruppe muss aufgefallen sein, dachte der Hauptmann und beschloss, sich demnächst in der Stadt umzuhören.
Er wandte sich erneut der Kleidung zu. Sie bestand aus einem Umhang, eine Art Cape, in strahlendem Weiß, durchzogen von filigranen Goldfäden. An das Cape war zusätzlich eine Kapuze angenäht, die locker nach hinten hinüberhing. Die Lederrüstung war schwarz gefärbt, selbst Gürtel und alle metallenen Schnallen und dergleichen war auf diese Weise abgedunkelt. An die Rüstung schloss sich eine ebenfalls schwarze, dicke Stoffhose an, gefolgt von dünnen Stiefeln, die sich jedoch leicht durch ein dunkles Rot vom Rest abhoben.
Der Hauptmann trat einen Schritt zurück und schaute sich die Gesichter der Toten noch einmal ganz genau an. Auf den ersten Blick waren nur die Unterschiede zu erkennen, doch als er genauer hinsah, konnte er bei allen eine Art Zeichen ausmachen: ein umgedrehtes, pechschwarzes Dreieck, was kurz unterhalb des rechten Auges angebracht war.
Der kleinste jedoch besaß nicht nur dieses Dreieck, bei ihm umschlang ein merkwürdiges Tier das Zeichen, wobei der Hauptmann nicht mit Sicherheit sagen konnte, ob es ein Tier war - für ihn besaß es leichte Ähnlichkeiten mit einer Schlange, oder einer Echse.
Er setzte sich auf einen hölzernen und unbequemen Stuhl, um auf die Ankunft der Leichenbestatter zu warten. Torgal tat ihm Leid, denn der Schmied hatte Kalay stets gute Dienste geleistet. Auch wenn die Zeiten friedlich waren, abgesehen von den jüngsten Morden, hatte Torgal die Ausrüstung seiner Männer immer in tadelosem Zustand gehalten. Seine Finger ballten sich zu einer Faust. Ja, er würde die Mörder finden und zwar um jeden Preis, dessen war er sich sicher.
"Englisch mag die Sprache der Welt sein, aber Deutsch ist die Sprache des Herzens." -- Jawoll.
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RE: Golden Sun 2 - Alex Rückkehr - von Shagon Scragal - 23.02.2010, 19:31

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